Mental Health (feat. sexy & bodenständig)

Shownotes

Sind alle Schriftstellerinnen depressiv? Gehören Depressionen und kreatives Arbeiten unbedingt zusammen? Oder stehen Depressionen und andere mentale Krankheiten Schreibenden eher im Weg? Darüber sprechen wir, Dara Brexendorf, Zara Zerbe und Hatice Açıkgöz, mit unserem Schwesternpodcast "sexy und bodenständig - Der Entlastungspodcast für Autorinnen" von Alena Schröder und Till Raether.


Alena Schröders neues Buch "Alles muss man selber falsch machen"

Till Raethers "Disko"

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Redaktion: Hatice Açıkgöz, Dara Brexendorf, Zara Zerbe Schnitt: Zara Zerbe Mix: Chris Wacker, Zara Zerbe

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Hatice: Literarisch solidarisch. Ein Podcast-Experiment. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Literarisch solidarisch. Heute eine ganz besondere Folge, weil wir haben Till und Alena vom Sexy und bodenständig Podcast gefragt, ob sie nicht dabei sein wollen, ob wir nicht eine Crossover-Folge machen wollen. Und sie haben sogar Ja gesagt. Wow. Hallo Till und Alena Hallo Till: Wir freuen uns super. Hallo Hatice: ihr. Ja, danke, dass ihr hier seid. Und wir sind wie immer, also heute sind wir auch vollzählig zu diesem besonderen Anlass mit Zara und Dara. Hallo ihr beiden. Hallo Hallo, ich freue mich auch über alle.

Till Ja, echtes Highlight: für uns. Hatice: Ihr hattet uns in einer Folge erwähnt das war super nett und super lieb und richtig viele Leute haben uns das dann geschickt und gesagt, dass ihr sexy und bodenständig uns erwähnt habt in einer Folge. Und dann hatten wir natürlich die Idee, wir müssen sofort mit denen zusammenarbeiten. Ja, super. Till: Darum haben wir das ja auch platziert, weil wir das gerne machen wollten. Ich glaube, das war die Folge über Literaturagenturen ich weiß es aber nicht mehr genau. Ja, war auf alle Fälle super und total schön. Ah ihr verlinkt Hatice: hattet ja genau. Ja Till: genau. Und es war irgendwie einfach für uns auch sehr schön Ich weiß auch nicht, also ich hatte gleich das Gefühl auch von so einer Art von... Ah, Seelenverwandtschaft oder vielleicht auch, wie soll man sagen, so Zielverwandtschaft oder so ähnlich. Ein Alena: Schwester-Podcast. Vielleicht so genau. Hatice: Das freut uns ja total.

Es ist schön, dass es so rüberkommt, das was wir: wollen. Wir hatten uns ja überlegt mit euch über Mental Health ein bisschen zu sprechen, aber wir wollten erstmal anfangen mit auch eurem Podcast. Und euch erstmal fragen, wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt und wie seid ihr zu der Idee gekommen, einen Podcast anzufangen und auch einen Entlastungspodcast anzufangen? Till: Erzähl mal, Alena. Alena: Also Till und ich kennen uns aus der Brigitte-Redaktion, wo wir beide gearbeitet haben. Da haben wir uns kennengelernt und dann haben Till und ich, beziehungsweise Till hat mich gefragt, ob ich mit ihm eine Sexkolumne schreiben möchte, die er schon länger geschrieben hat und eine weibliche Kollegin brauchte.

Was? Für die Kolumne Nackte Zahlen für die Online-Plattform vom SZ-Magazin. Und das haben wir im Wechsel gemacht. Und ich glaube, vor allem dadurch haben wir uns ein bisschen näher kennengelernt und: sind so richtig gute Freunde und Kollegen geworden. Und irgendwann hat diese Kolumne aufgehört und wir hatten aber irgendwie trotzdem Lust, weiterhin was zu machen und haben einfach gemerkt, wie gut uns das tut, öfter mal miteinander und auch über das Schreiben und über unsere Arbeit zu sprechen. Und ja Ja, und dann hatten wir irgendwie das Gefühl, vielleicht wäre das ja auch für andere interessant, uns dabei zuzuhören und haben deswegen wirklich aus dem Moment des Größenwahns diesen Podcast gestartet. Till: Das ist echt interessant, weil ich dachte, wir wären schon befreundet gewesen und ich hätte dich dann gefragt, also das war halt eine Auftragsarbeit und die Kollegin von der SZ, mit der ich das zusammen gemacht habe, die wollte das dann nach drei Monaten oder so nicht weitermachen, was ja, das war irgendwie zu peinlich. Und ich glaube, ich hätte dich nicht gefragt, wenn wir nicht schon befreundet gewesen wären Ja,

Alena waren schon befreundet aber wir waren nicht so eng: befreundet wie wir es jetzt sind. Das ich sagen, also es war eine kollegiale Freundschaft. Till: Nein das stimmt, aber wir sind... Ja, aber wir haben uns doch in Berlin immer zum Pancakes-Essen hin und wieder getroffen. da habe ich jedenfalls so eine Erinnerung. Aber es ist interessant. Zara: Wie viel Brigitte steckt denn eigentlich in eurem Podcast oder wie viel Brigitte Geist? Alena: Oh, reichlich glaube ich. Weiß nicht, Till, was würdest du sagen?

Till Na, ich würde schon sagen, wir haben beide noch so eine Zeit bei Brigitte erlebt, als bei Brigitte so dieses, also ich würde sagen, dass Brigitte, wie sie damals, die Zeitschrift, wie sie vor 20 Jahren war, als du da gearbeitet hast und als ich da auch noch in der Redaktion war, die war sehr geprägt von diesem 68er-Denken, so zweite Welle Feminismus dass das Private: politisch ist. Und dass die Strukturen innerhalb von so persönlichen im persönlichen Nahbereich und so weiter, also Partnerschaft Familie und so weiter, dass das alles auch extrem wichtige gesellschaftliche und politische Dimensionen hat. Und ich glaube, so vom Privaten aufs Gesellschaftliche zu kommen und vom Privaten aufs Politische zu kommen, also erstens fand ich das immer einen total guten journalistischen Ansatz und ich glaube auch, dass es eigentlich, Alina, das klingt jetzt so ein bisschen hochtramend, aber es ist schon auch so, also in dem Sinne finde ich schon, dass es auch so ein bisschen die Philosophie von unserem Podcast ist, dass wir halt so darüber reden, wie es uns beim Schreiben so geht und was wir so erleben.

Aber wir versuchen dann schon auch, Ich finde nicht so fokussiert wie ihr und nicht immer so politisch bewusst wie ihr, aber wir versuchen schon auch, das dann nicht bei unserem eigenen Erleben zu lassen, sondern uns so die Strukturen: anzugucken. Und das ist schon alter Brigitte Geist für mich jedenfalls würde ich sagen. Alena: Und ich glaube, so ein gewisser Wohlfühlfaktor. Also ich glaube, viele Menschen hören unseren Podcast tatsächlich zur Entspannung, zur Entlastung und viele halt zum Einschlafen. Und wir finden es beide schön, dass das so ist. Und ich glaube, das ist auch vielleicht noch ein kleines bisschen Brigitte Geist. Dara: Das haben wir auch schon oft gehört mit dem Einschlafen, dass viele Leute... Das ist aber generell zum Einschlafen hören. Hatice: Aber Dara: bei uns bekommen sie Herzrasen Hatice: danach. Dann könnte ich nicht mehr schlafen. Dara: Weil das so schrecklich ist. Ich finde auf jeden Fall, das ist die beste Entstehungsgeschichte von der sechs Kolumnen einen Literatur-Podcast zu starten.

Das super.: Möchtet ihr noch mal da direkt auch noch mal zu dem Entlastungs... Also wer wird eigentlich entlastet? Werdet ihr entlastet Oder die ZuhörerInnen Es klingt schon so ein bisschen entlastet dadurch, dass ihr so privat auch sprecht über das Schreiben. Alena: Ach ich glaube einfach, dass es total gut ist, wenn man so einen Beruf hat, der ja wirklich sehr quasi in die Vereinzelung führen kann auch, wenn man mitbekommt, dass das, was einen manchmal quält und umtreibt und beschäftigt dass es halt ganz vielen so geht. Und ich glaube, wenn wir darüber sprechen, was uns Freude macht, aber auch was irgendwie manchmal schwierig ist oder wenn wir über so Niederlagen und Enttäuschungen uns austauschen oder vielleicht manchmal auch über die Sachen, die super geklappt haben und so weiter, dass halt doch viele merken, okay, vieles davon ist bei mir ganz ähnlich.

Sicher nicht alles, aber manche Sachen eben schon. Und ich glaube, dass: das total entlastend ist. Also ich hoffe, dass es entlastend ist. Für mich ist es entlastend. Wenn ich mit Till darüber spreche. Till: Ja, es geht mir auch so. Und ich glaube, das ist auch so, dass diese Vereinzelung von der du sprichst Tatsächlich, wenn man am Anfang, also wenn man anfängt, mir kam es oft vor allem auch so als ein sehr starkes Konkurrieren und so ein sehr starker Gedanke, man muss sich gegen andere durchsetzen. Also man muss die Person sein, deren Manuskript vom Stapel genommen wird. Man muss die Person sein, die überhaupt irgendwie veröffentlicht wird Also es klingt immer so, als müsste man gegen andere irgendwie gewinnen. Und das ist vielleicht auch, also ich habe das Gefühl, dass viele so Nebenaspekte des Schreibens oder vielleicht sogar des Schreibberufs oft so...

So Writers' Life-mäßig oft so ein bisschen so einsamer Wolf und so sehr männlich konnotiert sind. Also so dieses: sein Ding alleine machen gegen andere gewinnen und so. Und das war so ein Bild, was mich am Anfang richtig gequält hat, als ich versucht habe, in diesen Beruf zu kommen oder als ich überhaupt versucht habe, was zu veröffentlichen. Und ja, also ich hätte mir eigentlich damals, also damals gab es noch keine Podcasts, aber ich hätte mir, glaube ich gewünscht, dass Leute mitfühlend... Und liebevoll über die schwierigen Seiten sprechen und aber auch darüber, über die Möglichkeiten, sich halt mit anderen zu verbinden und gegenseitig zu unterstützen. Und ich meine, unsere erste Folge, darüber lachen wir heute so ein bisschen, aus dem Sommer 2018, hieß, Alena? Alena: Leiden am Schreiben. Leiden am Till: Schreiben. Das ist echt so man denkt eigentlich, was soll in einem Podcast, der mit der ersten Folge Leiden am Schreiben anfängt, was soll danach eigentlich noch kommen?

Aber das war irgendwie total cool für uns beide, weil man denkt ja auch so,: wow, man muss doch dankbar sein. Man hat entweder vielleicht sogar schon einen Vertrag oder eine Agentur hat gesagt, mach das mal fertig oder Leute trauen einem das zu. Und man lebt die ganze Zeit in so ein bisschen so einer Demutshaltung und dann aber einfach mal so 40 Minuten abzulassen was wir eigentlich... Total schwierig daran finden und worunter wir leiden und worüber wir auch manchmal einfach echt so, wo wir nicht weiter wissen, an welchen Stellen und so. Und das haben wir beide entlastend gefunden und dann haben wir es halt Entlastungspodcast genannt. Alena: Es ist auch so, dass der Podcast für mich inzwischen echt so ein totaler Happy Place ist, den ich echt beschütze.

Also, ich meine das insofern als dass ich total dahinter her bin, dass vollkommen klar ist, dass alles daran muss Spaß machen. Wenn es irgendeinen Aspekt gibt an diesem Podcast, wo sich einer von uns unwohl fühlt oder der sich wie Arbeit anfühlt oder der irgendwie blöd ist oder so, dann machen wir es nicht.: Und das ist irgendwie was, was mir total gut tut, irgendwas zu haben, was quasi im weitesten Sinne auch schon mit meinem Beruf zu tun hat, aber was einfach nur Freude bereitet. Und wir haben ganz oft schon Sachen aufgenommen und hatten dann hinterher irgendwie das Gefühl, ach das war nicht so gut und dann lassen wir es halt weg. Oder wir waren eigentlich zum Podcasten verabredet aber irgendeiner fühlt sich nicht und dann lassen wir es halt. Und da bin ich irgendwie total glücklich drüber, dass das so funktioniert. Till: Das finde ich auch. Irgendwie muss ich da jetzt häufiger drüber nachdenken. Also ich finde es natürlich absolut richtig und wichtig, wenn Menschen Gelegenheit finden und auch Gelegenheit suchen.

Medien, Podcasts Newsletter, alles Mögliche alles was man macht, irgendwie auch tatsächlich zu monetarisieren Geld damit zu verdienen, Unterstützung zu bekommen und so. Aber zugleich ihr habt in einer eurer letzten Folge die Frage aufgeworfen, die mir total im Kopf: geblieben ist, wie könnten wir... Antikapitalistisch schreiben und ich glaube ich habe darauf überhaupt keine Antwort, aber das eine was wir machen ist, dass wir glaube ich auch uns beide von Anfang an einig waren, dass wir versuchen wollen diesen Podcast so einer Verwertungslogik der wir alles irgendwie unterwerfen, bewusst oder unbewusst und dass wir den Podcast versuchen daraus zu ziehen halt auch aus diesem, genau wie du das sagst Alina, das soll halt Freude machen und wir wollen dann halt auch nicht jeden Montag eine Folge droppen müssen oder jeden zweiten Dienstag oder so, sondern wir machen es halt wirklich

Als Einladung. Und das finde ich total schön, dass wir da auch zumindest einen so einen Bereich haben, oder was meinst du Alina, wo man halt auch nicht irgendwie sagen muss, hey, und wir müssen auch das und das machen,: damit ja, weiß ich auch nicht. Alena: Alles kann, nichts muss, um noch mal in der Sexkolumnen Lingo zu Till: bleiben.

Das ist so lustig weil erwähnen wir diese Kolumne Nackte Zahlen, die davon gehandelt haben, also wir haben jede Woche uns so eine absurde Statistik oder so, es gibt ja ganz viele so alberne Umfragen oder irgendwelche Untersuchungsergebnisse im weitesten Sinne Sexualität und während wir das geschrieben haben, haben wir beide wirklich So gut wie, also ich bin nie darauf angesprochen worden und bin nie an irgendjemand, obwohl das wirklich eine Riesenplattform war, das war dann halt auch auf der Startseite von sz.de und so weiter und ich bin nie darauf angesprochen worden, aber auf dem Podcast sind wir von Anfang an oft angesprochen worden und daraus lese ich glaube ich auch, dass der: Podcast irgendwie, ich fand die sechs Kolumnen auch hohlzimmer, weil der Podcast ist hoffentlich noch hohlzimmer. Alena: Ja, Dara: ich Alena: glaube schon, ich denke schon. Auf Dara: jeden Fall, für uns ist das auf jeden Fall ein Entlastungspodcast. Also gerade das, was ihr gesagt habt, dass man irgendwie auch dieses Bild eines bestimmten AutorInnen-Daseins aufbricht, für mich war das wirklich super hilfreich Wenn man ins Schreiben reingeht oder in den Literaturbetrieb, fühlt man sich ja immer erst mal so ein bisschen so ausgeschlossen, weil man sich fragt wie man da hinkommt. Und irgendwie mal zu sehen, wie Leute arbeiten und dass das einfach nette Menschen sind, die über ihre alltäglichen Probleme reden und irgendwie man nicht immer nur dieses Endergebnis sieht. Ich glaube, das ist für viele Leute super hilfreich und entlastend, das mitzubekommen. Till: Ja, das freut mich dass du das sagst, Dara.

Ich weiß nicht, ob ihr: das auch so gesehen habt. Also mir ist das erst nach einer Weile klar geworden und eigentlich auch nachdem Alina und ich, und das passt auch zu dem Mental Health-Zweithema heute so ein bisschen, uns ist erst nach einer Weile klar geworden, als wir dann angefangen haben, uns so diese Hashtag Writers Live einschlägigen Seiten auf Instagram und so weiter anzugucken, wie selbstzerstörerisch Dieses Ganze diese ganze Selbstinszenierung ist, also mit diesen ganzen, unser Lieblingsgegner ist Ernest Hemingway, bei dem wir uns irgendwie immer gerne lustig machen, weil bei ihm halt wirklich jedes Ding ist so, ey, wenn du es nicht mit deinem mit deinen letzten Blutstropfen unmittelbar vorm Verrecken geschrieben hast, dann ist es nichts wert und wenn du nicht gelitten hast, wie noch nie ein Mensch auf der Welt gelitten hat, dann brauchst du nicht ein Wort zu schreiben, also Das nimmt man ja als Teenager, habe ich das so aus dem Augenwinkel mitbekommen, da hat man mir gedacht, boah, das ist echt so tough, das ist so hart, das ist so tough.

Und selbst die Autorinnen, die ich gerne: mochte, Patricia Highsmith und so, die waren alle, die haben sich alle so mega hart inszeniert. Und ja, also mich hat auch so dieser selbstzerstörerische Aspekt und diese Überhöhung von, du opferst dich auf dem Altar der Kunst und so weiter, das hat mich mega abgeschreckt Und Alena: auch dieser Aspekt sozusagen, es muss dir, wenn du dir vorstellen könntest ohne Schreiben zu leben, dann kannst du kein Schriftsteller sein, so ungefähr. Also wenn du es nicht machen musst, wenn du nicht mit jeder Zelle deines Körpers den ganzen Tag nur an Schreiben, Schreiben Schreiben denkst dann bringst du es halt auch nicht, dann kannst du gar nicht gut genug sein und Und das zum Beispiel ist auch was, was wir mit Leidenschaft bekämpfen, dieses Bild, dass man es die ganze Zeit zu wollen hat. Sonst hat man keinen Platz in dieser Welt der Literatur.

Hatice Ja, ich glaube, wir haben da auch schon mal drüber geredet,: dass wir Schreiben manchmal hassen und gar keinen Bock haben. Und deshalb, ich persönlich wollte unbedingt einen Podcast anfangen, weil ich dachte, endlich mal ein Projekt, wo ich nicht schreiben muss. Dara: Wo Hatice: ich einfach nur reden kann. Till: Ja, Teach kann ich total verstehen. Das war bei uns auch ein bisschen so ähnlich. Hatice: Das ist ja lustig. Als ich jünger war, hatte ich auch dieses, vor allem durch Sylvia Plath, dass Depression immer so ein Teil vom Schreiben sein muss. Und ich habe sogar gedacht, dass wenn ich keine Depression habe, dann kann ich ja gar kein Buch schreiben. Deshalb ist es ja ein perfekter Beruf für mich. Ich habe Depressionen ich kann schreiben. Okay gut. Und habt ihr das Gefühl, also Schreibende können mental gesund sein nach eurer Einschätzung oder eher nicht? Muss man Depressionen haben, um schreiben zu können? Was würdet ihr dazu sagen? Oh

Till Gott. Ich finde es: super, dass du da gleich artikelst, dass voll reingehst, weil wirklich dieses Klischee ist so internalisiert. Und die Leute, also ich glaube Sylvia Plath hat selber ihre Depression nicht als was wahnsinnig Schöpferisches und Essentielles irgendwie stilisiert. Aber es ist absolut, ich sehe es genauso wie du es und wie ihr es auch erlebt habt, es findet so eine Ästhetisierung statt, die wirklich... Krass ist. Alena: Ja, ich würde mich auch dagegen wehren wollen. Also ich habe keine Depressionen Also ich kenne natürlich Krisen und ich kenne auch depressive Verstimmungen oder sowas aber ich habe keine diagnostizierte Depression. Und ich finde die Vorstellung, dass Leiden Teil des Jobs ist, beziehungsweise Voraussetzung des Jobs irgendwie, das ist ja eine schreckliche Vorstellung.

Also ich, es gibt natürlich wahnsinnig viele Menschen mit: Depressionen die in diesem Beruf tätig sind, aber die sind das ja trotz ihrer Depressionen und nicht wegen ihrer Depressionen Und das nötigt mir unfassbaren Respekt ab, dass man trotz des Leidens in der Lage ist, Kunst zu schaffen. Aber ich glaube nicht, dass das Leid eine Vorbedingung ist dafür. Das möchte ich einfach nicht glauben. Das fände ich schrecklich. Zara: Ich habe seit ein paar Monaten die Diagnose ADHS, was so ein bisschen die andere Richtung ist und da denke ich halt auch immer so, also ich bin halt zum Beispiel gerade sehr doll dabei zu hinterfragen, oh Gott, könnte ich ohne das überhaupt schreiben und ja, ich glaube auch, dass es irgendwie wichtig ist, sich dagegen zu wehren oder irgendwie, ich glaube, das muss entkoppelt werden.

Till Ja, aber das, was du jetzt sagst Sarah und was Hatice davor gesagt hat das ist genau, also das kann ich, das habe ich hundertprozentig auch so erlebt und ich habe sogar so, also ich habe, glaube: ich, jahrelang mich mit Depressionen herumgeplagt ohne das so richtig wahrhaben zu wollen, auch wegen so einer familiären Vorprägung, weshalb ich das, glaube ich immer so weggeschoben habe und ich habe 2020, 18 angefangen, tatsächlich ernsthaft mich damit zu beschäftigen, zum zweiten Mal und dann auch Antidepressiva zu nehmen. Und da hatte, glaube ich, schon vier Kriminalromane geschrieben und war wirklich ein sehr erwachsener Mensch, der schon Erfahrung in dieser Tätigkeit hatte. Und trotzdem weiß ich noch ganz genau, dass ich wirklich, also es hieß halt dann so, ja, also diese Psychopharmaka, wenn die wirken merkt man das auch tatsächlich sofort.

Wenn die nicht wirken, probiert man was anderes aus. Und ich habe dann so gedacht, oh Mann, das wäre echt toll wenn die wirken. Aber ich hatte total auch die Sorge...: Also so wirklich ganz klischeehaft in mir so internalisiert, dass es gekoppelt ist, dass ich dann auch echt immer gedacht habe, ja was kann ich denn dann überhaupt noch schreiben und bin ich dann überhaupt noch derjenige, der diese anderen Bücher geschrieben hat und wo kommt denn dann überhaupt, wo kommt denn dann, also verändert es nicht total meine Persönlichkeit und so, aber mit dem Abstand von mittlerweile, glaube ich, fast sechs, sieben Jahren Antidepressiva und echt einer langen Therapie würde ich das genauso sagen, wie du das gesagt hast, Alena, also man macht es nicht, es ist wirklich, man macht es trotzdem und das eine hat mit dem anderen...

Wirklich nur extrem bedingt zu tun und es ist wirklich super, wenn einem das gelingt das nicht miteinander in Verbindung, also das nicht so die Depression oder die oder jede Art von irgendwie: Neurodivergenz oder so nicht als Voraussetzung dafür zu sehen, finde ich dass man, dass man arbeiten kann in dem, in der Tätigkeit. Dara: Ich finde auch dieses Wort Trotz da irgendwie so wichtig, weil es geht ja auch, wenn man dann über Autorinnenschaft spricht, ja nicht nur um das Schreiben sondern auch das Veröffentlichen und irgendwie diesen Raum überhaupt einzunehmen können. Also der ist ja auch wenn man mit sich selbst viel macht Zu kämpfen hat oder auch eine Diagnose hat, kann der ja viel, viel schwerer sein, überhaupt diesen Raum für sich zu beanspruchen.

Ja, ich bin aber auf deine Frage, auch das Gegenbeispiel, oder direkt kann ich das Gegenbeispiel nennen. Ich hatte auch eine diagnostizierte Depression. Jetzt geht es mir mental sehr gut und ich könnte gar nicht veröffentlichen wenn es mir mental nicht besser geht als vor ein paar Jahren. Weil ich gar nicht in der Lage wäre, diesen Raum, und ich finde, veröffentlichen: ist für mich voll so eine Raumeinnahme. Ich könnte diesen Weg gar nicht gehen. Und das merke ich auch beim Schreiben jetzt. Ich denke, es fällt viel, viel leichter diesen Raum überhaupt einzunehmen und für sich zu beanspruchen, wenn man gewisse Hilfestellungen kennt oder es einem einfach besser geht. Till: Absolut, ja. Alena: Ja, und es wäre ja auch tragisch wenn sozusagen die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen, irgendwie nicht in Anspruch genommen würde, weil man irgendwie doch tief im Inneren das Gefühl hat, man muss diesem Klischee entsprechen und man muss dieses Leid weiter irgendwie quasi aushalten. Das wäre schlimm.

Dara Ja. Und irgendwie passt das auch dann wieder zu dem, was du ja am Anfang gesagt hast, diese Vereinzelung. Da kann man ja, wenn man dieses Klischee kennt, auch sofort reingehen dass man dann irgendwie so vereinzelt, aber eigentlich das, was er macht, darüber zu sprechen und irgendwie sich dieses Bandenbilden und sich: austauschen und diese Bilder aufzubrechen, ist dann ja eigentlich genau das gesunde Gegenteil davon. Till: Was haltet ihr denn von diesem anderen Klischee was es ja auch gibt und mit dem man auch... Manchmal konfrontiert wird. Also ich werde das, weil ich ein Buch über Depressionen geschrieben habe und weil... Tatsächlich häufiger auch ProtagonistInnen bei mir depressive Züge haben. Ich werde dann manchmal gefragt, ob Schreibentherapie ist und ob ich mich durch Schreiben therapiere. Damit ist jetzt natürlich im übertragenen Sinne halb gemeint hilft es, macht es das besser, macht es das einfacher und so weiter. Und ich möchte das immer ganz, ganz weit dann von mir weisen und eigentlich so sehen, wie das, was du gerade gesagt hast, da war nämlich das eigentlich, dadurch, dass ich mich anders therapiere, überhaupt erst fand diese Formulierung mit dem Raumeinnehmen sehr schön dass es überhaupt erst möglich ist.

Aber so richtig hundertprozentig: von der Hand weisen kann ich es irgendwie auch nicht. Wie steht ihr zu diesem Klischee Schreiben als Therapie? Hatice: Also ich habe bisher das immer gesagt. Ich habe immer gesagt, die Bücher, die ich bisher geschrieben habe, also ich hatte dieses So-Kultur-Heft geschrieben, das war für mich Volltherapie weil ich habe so durch diese Familien Konstellation mit meiner Oma und meiner Mutter komplett durchgearbeitet und ich hatte das vier Jahre lang im Kopf und jeden Tag darüber nachgedacht und dann aufgeschrieben und dann nie wieder darüber nachgedacht und das war für mich das Gute. Und mit diesem Lyrikband war das für mich auch Volltherapie, weil ich die ganze Zeit nicht bemerkt hatte, dass das alles schlecht war. Also, dass man mir die Sprache verboten hat in der Schule, dass ich da nicht türkisch reden durfte, dachte ich ja ist ja normal. Also, ist ja nicht schlimm gewesen oder so und das habe ich jetzt erst bemerkt ach ja das war ja richtig scheiße was war das denn?

Und das war für mich dann so ein Durchbruch: Aber mein Romanprojekt ist das komplette Gegenteil. Es ist absolut nichts daran, es ist Therapie. Es ist einfach alles nur schrecklich. Erstens ich habe keine Ahnung, was ich mache und fühle mich richtig dumm. Zweitens ich breche hier gar nichts auf, sondern ich begebe mich irgendwie weiter in die Depression. Und dann ist es auch noch so ein Thema, was so richtig schrecklich ist. Und ich muss mich mit Nazis so viel auseinandersetzen. Ich will nicht Warum mache ich das? Dara: Und Hatice: jetzt bin ich auch in so einem, das ist keine Therapie mehr. Und ich muss in Therapie weil ich dieses Buch schreibe und ich mich so viel damit beschäftige was Nazis machen. Und das habe ich mir selber ausgesucht. Also das ist auch meine eigene Schuld. Aber ja, dieses Mal würde ich sagen, ist absolut keine Therapie. Deshalb habe ich auch so ambivalente Gefühle, wenn man mich das fragt

Zara Ja, vielleicht kommt es wirklich auf das Schreibprojekt an.: Also ich habe ja gerade auf die Frage direkt erstmal mit Oh Gott geantwortet Ja ja ja Till: ich auch normalerweise Aber es ist, irgendwas ist da, ja. Zara: Also mit den kleinen Publikationen vorher sozusagen, vor dem Roman, die Hatice gerade genannt hat, also bei mir war es ein bisschen ähnlich. Ich habe auch ein Sukkulturheft gemacht, das hat tatsächlich überhaupt keinen, in Anführungszeichen therapeutischen Mehrwert gehabt. Da habe ich mir einfach nur eine Geschichte ausgedacht. Aber ich habe danach eine Novelle geschrieben mit dem Titel Das Orakel von Bad Meisenfeld. Und die hat eigentlich gar nicht so wahnsinnig viel mit mir selber zu tun. Also da kommt so ein bisschen das Setting und ein paar Eckpunkte drin vor, die irgendwie autobiografisch ähnlich sind. Aber weil es halt so ein bisschen um zur Schule gehen ging, habe ich irgendwie selber super viel über meine Schulzeit nachgedacht was irgendwie dazu gespürt hat, dass ich danach erstmal richtig lange, also so diese wiederkehrenden Albträume von Schulzeit Szenarien hatte, die wir, glaube ich, alle kennen. Aber ich hatte die wirklich... Also die sind wirklich durch die Decke gegangen.

Till Faszinierend ja.: Zara: Und ich habe das dann irgendwie so ganz lange liegen lassen. Aber ich habe halt irgendwann so, nachdem mein halber Freundeskreis irgendwie gesagt hat, hey, ich war beim Therapeuten, er hat gesagt, ich habe ADHS. Und ich immer gedacht habe, okay. Und dann so ein paar Aha-Momente einfach hatte, bin ich auch zum Therapeuten gegangen und habe mich diagnostizieren lassen. Und habe dann, also ich glaube ehrlich gesagt, das hätte ich nicht gemacht, wenn ich das nicht geschrieben hätte. Und das hat halt irgendwie erklärt warum es so schrecklich war, zur Schule zu gehen. Und warum ich halt monatelang Albträume hatte, nur weil ich darüber halt nachgedacht habe. Ich glaube, das war jetzt nicht direkt Therapie, aber es war schon irgendwie schon ein Anstoß um irgendwie was über mich rauszufinden, was irgendwie nicht unwichtig war. Aber mein Roman war ehrlich gesagt eher Selfcare. Ich

Dara habe auch das Gefühl, irgendwie vielleicht kann man es dann so eher den Begriff Therapie mit Selbstfindung oder so ersetzen, was es so ein bisschen weicher macht. Weil ich das Gefühl habe, Therapie ist: für mich noch so ein sehr medizinisch geprägtes Wort, das auch in dem Sinne einen geschützten Rahmen vorgibt.

Und ich habe das Gefühl beim Schreiben, also natürlich kann man einen geschützten Rahmen für sich haben, aber es kann natürlich auch in eine direkt gegensätzliche Richtung gehen. Anzugrübeln und reitet sich sozusagen noch weiter rein in die eigenen Grübeleien oder in Abwärtsspiralen oder so. Natürlich kann das auch total passieren beim Schreiben, weil man auch einfach alleine ist beim Schreiben und deswegen finde ich das auch immer so ein bisschen Ja, schwierig, wenn Leute sagen, Schreiben ist Therapie, also für mich selber zumindest irgendwie denke ich so, hm, nee, vielleicht, also kann natürlich sein, kann natürlich sein, aber sozusagen, ja, man würde jetzt ja nicht eine sehr schwer depressive Person sagen, dann schreib doch mal ein bisschen, weil: es kann jeden Alena: möglichen Ausgang haben. Ja, ich würde auch sagen, also Schreiben ist definitiv kein Therapieersatz und das hat ja dann auch immer so ein bisschen, wie du sagst, ah, jetzt ist dir was ganz Schreckliches passiert, naja aber immerhin wenigstens kannst du jetzt eine tolle Geschichte draus machen, das ist ja auch immer so ein etwas zynischer Beigeschmack. Und beim Schreiben meiner letzten beiden Romane habe ich so für mich gemerkt, dass das jetzt nicht irgendwie in dem Sinne inhaltlich therapeutisch war, auch wenn ich auch beim Schreiben schon auch ein bisschen was so über mich selber verstanden habe. Aber ich habe gemerkt, dadurch, dass sozusagen ich parallel so in so zwei ziemlich heftigen biografischen Krisen war, dass mir das Schreiben das Einzige war, was mich irgendwie so beieinander gehalten hat.

Und zwar gar nicht inhaltlich sondern einfach die Tatsache, dass das die Sache war, die ich hingekriegt habe, während um mich rum quasi ich das Gefühl hatte, mir bröselt mein ganzes Leben quasi irgendwie gerade: auseinander. Aber es gab halt eine Deadline und es gab einen Verlag der auf mein Skript gewartet hat. Und wenn ich mich jeden Tag daran setze und jede Woche so und so viele Seiten schreibe, dann kriege ich das hin. Und ich habe schon eine Struktur und das muss ich jetzt einfach machen. Und das hat mir total durch diese Krisen geholfen. Aber jetzt... Jetzt gar nicht durch sozusagen den Inhalt mit dem ich mich da beschäftigt habe, sondern eher... Als so ein strukturierendes Element in meinem Alltag. Zara: Stimmt, da habt ihr auch mal eine Folge zu gemacht. Alena: Ja, stimmt, ja. Zara: Ja, fand ich auch irgendwie sehr ausschlussreich, weil ich habe dann noch so drüber nachgedacht, weil ich glaube, mir ging es tatsächlich, als ich meinen Roman geschrieben habe, auch irgendwie wahrscheinlich so gut wie in meinem Leben noch nicht, weil ich einfach mega die Struktur hatte. Und irgendwie, ich glaube auch, dass Schreiben vielleicht so ein bisschen so ist, wie jetzt, wenn man sich einen Hund holt um irgendwie eine Tankestruktur zu haben oder so.

Till Du hast vorhin diesen Begriff mit dem geschützten Bereich, Therapie und so weiter, verwendet. Und ich verstehe: dass das Schreiben eben eigentlich gerade nicht ist. Aber ich muss schon auch sagen, also jetzt angelehnt an Sarah und ihre Struktur, mir geht es schon auch so, dass ich dann so merke, also wenn gar nichts mehr geht, dann... Tut mir Schreiben schon auch gut, weil ich dieses, ja, also wirklich diesen, mein Laptop und die Notizen daneben und egal, was das alles für Assoziationen hat und was, dass die Themen natürlich darüber hinausgeht, aber ich empfinde es trotzdem als so einen, weiß ich auch nicht, so einen halben Quadratmeter direkt vor meinen Augen, vor mir, den ich irgendwie im Rahmen meiner Möglichkeiten kontrollieren kann.

Und wo ich Entscheidungen treffen kann und wo ich auch so eine Wirksamkeit irgendwie erfahren kann, wo ich auch Fehler machen kann und so weiter. Und das ist für mich. Ja, zum Beispiel total wichtig, also das kann ich, sobald ich irgendwie einkaufen gehe oder sobald ich anfange mich mit Behördenpost oder so zu: beschäftigen, ist dieser Aspekt es geht wirklich nur um mich und um diesen halben Quadratmeter vor meinen Augen und das, was ich hinschreibe, der ist dann halt immer schon weg, weil es immer um Erwartungen von anderen, um Anforderungen, um Planung und so weiter geht. Also darum empfinde ich das Schreiben schon vielleicht nicht als geschützten aber doch als so einen kontrollierbaren Raum und das empfinde ich oft als total erleichternd. Dara: Ich wollte auch eher so sagen, also es kann natürlich voll der geschützte Raum sein, aber er kann es auch nicht sein. Till: Nee, stimmt. Ja, ja klar.

Und man weiß es, man weiß es auch, finde ich nicht. Also ich habe teilweise hinterher auch erst gemerkt, also ich habe einen Roman geschrieben, wo ich dachte, mehr oder weniger aus Bequemlichkeit Ja, ja klar Dann siedel ich den in Berlin in den 80er Jahren genau in der Gegend und dann auch tatsächlich, weil ich echt einfach war, ich dachte, da muss ich nicht recherchieren, in dem Mietshaus, in dem ich aufgewachsen bin an.: Und das ist kein Roman über eine Kindheit in den 80er Jahren, aber es spielt genau in der Umgebung in der ich meine Kindheit verbracht habe. Und ich habe erst, als das Buch fertig war, gemerkt, dass ich im Grunde genommen die ganze Zeit eigentlich so ähnlich wie das, was du vorhin erzählt hast, Hatice, dass ich die ganze Zeit über meine, und Sarah bei dir mit der Schule, ich habe die ganze Zeit über meine Kindheit, über meine Familie dabei halt irgendwie doch nachgedacht. Weil ich meine... Unsere Wohnung beschrieben habe, da haben ganz andere Leute drin gewohnt in dem Buch, aber ich habe erst danach gemerkt, es hätte nicht funktioniert, wenn ich mich hingesetzt hätte und gesagt hätte, Sohn jetzt schreibst du mal über deine Kindheit und deine Familie, das wird dir guttun. Und ich dachte so, ach, schreib mal einfach, das spielt alles in der Wohnung, weil da musst du nichts erfinden und weißt noch genau, wie das alles aussah. Und danach habe ich so gemerkt, boah, das war irgendwie cool, weil jetzt bin ich das alles los und ich denke seitdem nicht mehr viel darüber nach. Das war irgendwie ganz, ganz gut.

Dara Eine kluge: Person, Annette Pindt hat mal gesagt, der Text weiß immer mehr über einen als man selbst. Das fand ich irgendwie schön. Till: Das hoffe ich dass es stimmt. Ist auch sehr entlastend, sich das vorzustellen finde ich Hatice: Ja, wir reden ja im Podcast auch immer sehr viel über die strukturellen Ebenen und hatten eine Folge über Neid zum Beispiel. Und wir wollten euch fragen, was ihr bräuchtet von zum Beispiel einer Residenz oder einer Wettbewerbssituation Oder was wir kollektiv bräuchten von Institutionen oder von den GeldgeberInnen, um gestärkt aus solchen Situationen rauszugehen und nicht so mental eigentlich kaputt, wenn man zum Beispiel verloren hat oder eben eine Residenz zum Beispiel nicht bekommen hat.

Oder auch wenn man bei der Residenz war, dann da mental gestärkt wieder rauszugehen und nicht total kaputt. Was meint: ihr? Das ist eine große Frage, aber vielleicht habt ihr irgendeine Antwort. Ich Alena: bin nicht so sicher, ob wir die Richtigen sind, um das zu beantworten weil ich glaube, also ohne jetzt für Till mitsprechen zu wollen, aber ich glaube, dass wir beide uns noch nie auf eine Residenz beworben haben, oder Till? Till: Ja, aber halt auch wirklich aus, also durchaus aus bestimmten also ich habe mich aus drei Gründen nie beworben. A, weil ich... Wegen meiner hauptberuflichen Tätigkeit das nicht geschafft hätte. B, darüber habt ihr auch schon oft gesprochen, wegen Familie. Und C, weil ich, das ist, glaube ich der Hauptgrund, einfach gedacht habe, dass ich keinen Antwort darauf habe und es auch nicht so richtig verdient habe.

Und ich habe mich deshalb auch nie für eine Residency beworben, weil ich auch immer gedacht habe, ich bin kein literarischer Autor. Also diese Unterscheidung ist mir von: Anfang an eigentlich nicht wichtig gewesen, aber ist mir dann sehr schnell von der Agentur und von dem ersten Verlag für den ich gearbeitet habe, erklärt worden. Und dann war mir eigentlich klar, also in meinem Kopf waren Residencies eher für literarische AutorInnen und für Leute ohne Familie und für Leute, die auch nicht... Und nebenbei noch in Anführungszeichen Lohnarbeit machen. Und damit war ich eigentlich raus. Und ich vermute, dass es bei dir ungefähr genauso war, Alina. Alena: Ja, genau, ganz ähnlich. Und was natürlich auch ein Punkt ist, ist, dass wir beide einfach schon deutlich älter waren. Also als jetzt mein erster Roman rausgekommen bin, war ich über 40. Ich Zara: auch, ja. Alena: Und für mich wäre die Vorstellung, jetzt irgendwie wochenlang von meiner Familie getrennt zu sein, das wäre einfach auch logistisch, erstens hätte ich es nicht gewollt Es wäre logistisch nicht darstellbar gewesen.

Das Einzige, wo ich sagen würde, um eure Frage zu beantworten was bräuchte es: oder welcher Aspekt sozusagen tut meiner Mental Health besonders gut, ist halt Geld. Also, dass Geld vorhanden ist, dass Vorschüsse gezahlt werden, war für mich immer total wichtig, wenn man ein persönliches Wohlbefinden hat Aber ich habe mich auch nie auf Stipendien beworben zum Beispiel. Aber ehrlich gesagt auch aus der privilegierten Situation heraus, dass ich halt Vorschüsse bekommen habe, die das nicht nötig gemacht haben.

Till Also ich muss sagen, ich würde mich auch mehr das Wichtigste was Geld und vor allem auch so, also wie beim bedingungslosen Grundeinkommen auch einfach eine... Und eine größere Bedingungslosigkeit, die eben nicht, worüber ihr auch schon oft gesprochen habt, geknüpft ist an bestimmte Aufenthaltsorte, bestimmte Aufenthaltszeiträume,: bestimmte Aufenthaltsstrukturen, bestimmte Altersgrenzen Tätigkeiten vor Ort und so weiter und so fort. Also und zugleich muss ich sagen, also was ich so richtig gemerkt habe, als ich die kleine Sonderfolge mir angehört habe, wo ich glaube, Zara und Hatice, ihr habt euch über Hatices Aufenthalt deinen Aufenthalt, Hatice in Ayoba unterhalten. Und da habe ich so gedacht, dass ich schon, also wenn ich mich nach was...

Sehen würde oder wenn ich etwas, was ich richtig schön daran fand, also erstens fände ich jetzt schon auch den Gedanken, boah, einfach mal irgendwie echt 6.000 Kilometer entfernt sein und sich richtig so rausschießen, auch so aus diesem deutschen Zusammenhängen mal ein paar Wochen oder Monate. Aber so diese Möglichkeit, also eigentlich dargeboten bekommen, die Möglichkeit, sich mit anderen Leuten auch so ein bisschen: random durch den Zufall eben der Auswahl und so weiter aus aller Welt verbinden zu können und mit denen auch zusammen was machen zu können. Wie in deinem Fall erleben, wie ein eigener Text plötzlich von anderen Menschen, die man gar nicht kannte, als Teil eines Theaterstückes inszeniert wird oder so. Also so diese Möglichkeit frei und... Und offen sich mit anderen zu verbinden oder auch nicht. Also solche Strukturen... Die vermisse ich tatsächlich und ich merke, dass das ein großer Angang für mich war und dass es lange gebraucht hat, bis ich mir selber, ja zum Beispiel mit Hilfe von Alina oder durch unsere Verbindung und so, dass sie uns halt selber so Netzwerke geschaffen haben. Und Residencies

Alena auf eine Art. Also wir fahren ja auch ab und zu weg zum Schreiben eben genau für diesen Effekt dass wir uns einfach so rausnehmen aus dem Alltag Und halt man wirklich nichts anderes machen muss, als sich um seinen: Text zu kümmern und halt reihum mal was zu kochen oder so. Aber dass man den Alltag so ein bisschen abstreifen kann. Oh Gott, schreckliche Art, den Alltag abstreifen wie rede ich? Du meinst, Till: sag doch, die Seele baumeln lassen. Die Seele Alena: baumeln lassen. Und genau, das machen, das sozusagen organisieren wir uns selber. Aber um eure Frage zu beantworten, natürlich müssten all diese Institutionen deutlich zugänglicher sein für deutlich mehr Personengruppen Und dass es sowas überhaupt gibt und wie man an sowas rankommt, auch das müsste, glaube ich einfach viel breiter sein Und gestreut sein.

Also ich kenne auch Leute, die einfach gar nicht wissen, wie man an sowas rankommt und was die Möglichkeiten und Wege sind. Und da ist, glaube ich wirklich von den Institutionen noch viel zu leisten. Aber ich habe wie Till auch irgendwie das Gefühl, dass sich das nicht an mich richtet und auch nicht an mich richten Muss, weil es glaube ich andere gibt, die: davon mehr profitieren sollten und könnten als ich. Hatice: Ja, das fand ich auch. Also ich habe mich immer nur oder ich bewerbe mich immer nur wegen dem Geld. Damit ich irgendwie irgendwo schreiben kann. Und in Iowa war es ja bei mir jetzt auch nur wegen einem Netzwerk. Also ich kannte eine Person, die mich empfohlen hat und deshalb habe ich das dann bekommen. Und ich hatte dann, ich habe einen Lohnjob, aber da konnte ich mich dann beurlauben lassen. Und ich habe keine Familie oder Eltern, die ich pflegen muss oder andere Menschen in meiner Pflege. Also konnte ich dann auch gehen. Das war dann alles irgendwie so Zufall dann auch, dass ich da hingehen konnte. Hätte auch irgendeine andere Person sein können. Also das war irgendwie jetzt nicht. Aber ich finde es ein bisschen traurig Till, dass du sagst, du hättest es nicht verdient. Das finde ich nicht richtig. Das ich richtig Das stimmt nicht. Dara: Wir Hatice: hatten jetzt in Iowa auch eine Person, die hat Fantasy geschrieben.

00:43:00: Also nicht literarisch. Und deshalb glaube ich, sind Residencies sollten zumindest für alle sein. Aber natürlich gibt es da immer diese, vor allem Altersgrenzen und Menschen, die keine Arbeit leisten, können immer meistens nicht gehen. Wir haben jetzt auch eine Folge dazu aufgenommen. Super. Über Care-Arbeit. Aber da fehlt natürlich auch, wir haben jetzt über Eltern gesprochen, da fehlt dann natürlich auch wieder diese andere Care-Arbeit die man leistet, wenn man andere Leute pflegt. Dazu müssen wir auch nochmal eine Folge machen. Dara: Ich wollte nur noch sagen, zu diesen Workations oder zu diesen Residencies die ihr so selbst macht, Das ist irgendwie voll das gute Beispiel, also einmal für Entlastung und aber auch für so dieses Miteinander irgendwie.

Wir haben das tatsächlich auch mal in anderer Konstellation einfach nachgemacht und eure Podcast-Folge dazu gehört. Und ich weiß noch, dass es dann darum ging, wer bei euch kocht und dass ihr: euch so gegenseitig bekocht. Und dann haben wir auch so einen Plan aufgestellt. Und man sagt, nee, an diesem Abend, dann macht auch nur die Person was und sie kocht und wäscht ab und alle anderen machen so ihr Ding. Und das war eine richtige Entlastung dass andere mal geguckt haben. Und deswegen ist es irgendwie, also finde ich, so ein gutes Beispiel dafür, wie man sich gegenseitig ja auch doch ein bisschen supporten kann innerhalb von Strukturen wo es manchmal nicht geht. Ich spreche aber auch als Person, die nicht viel Care-Arbeit leisten muss. Aber trotzdem fand ich das richtig cool.

Till Ja, ich habe auch nochmal daran gedacht, was wirklich jetzt so eine totale Utopie wäre. Weil alles das, was wir jetzt gerade erzählt haben, ist dann halt so selbstorganisiert und so selbstvernetzt werkt und so weiter. Und eigentlich würde ich mir jetzt zum Beispiel in Hamburg oder in Berlin oder meinetwegen auch in kleineren Städten weil ich jetzt ja gerade in Hamburg bin, also: so wie es früher so ein Jugendzentrum gab, das gibt es ja leider auch eigentlich nicht mehr so richtig, wo man so hingehen konnte und es war irgendwie völlig klar, dass die eine Sache die dazugehörte, war, jeder kann und jede kann hinkommen. Und wenn man irgendwie abgewiesen wird, dann gibt es Sozialarbeiter die sich darum kümmern, dass man da irgendwie trotzdem reinkommt, keine Ahnung. Also wenn es irgendwie so einen Treffpunkt für AutorInnen gäbe, der komplett ohne Gatekeeping ist, also nicht, wer hat schon wie viel veröffentlicht, was auch nicht wie die Literaturhäuser irgendwie so einer Logik folgt von, ja, aber das muss ja, was machen wir für unser Publikum es gibt einen Verein dahinter, keine Ahnung.

Also wie so ein Jugendzentrum, wo man ohne, also wo man so voraussetzungslos als AutorInnen hinkommen könnte mit so Schreibplätzen und so Ecken zum Quatschen und das stelle ich mir total toll vor: und wo man vielleicht ähnliche Leute trifft aber es sind auch immer mal andere Leute da. Und es ist auch völlig klar, jeder, der da irgendwie reinkommen hinkommen will, also es reicht da einfach hinkommen zu wollen. Und wenn ich mir sowas ausmale, wird mir erst klar nochmal, wie hoch die Hürden und wie krass das Gatekeeping selbst bei den wohlmeinsten Institutionen ist, die es halt so gibt. Und das ist so ein Ort, wo man einfach hingehen kann und man trifft andere Menschen, die schreiben oder die gerade auch nicht schreiben, mit denen man darüber reden oder zusammenarbeiten kann. Sowas gibt es überhaupt nicht und das würde ich mir total schön vorstellen. Oh kann ich Zara: direkt einhaken mit so ein bisschen Werbung in eigener Sache. Und Till, du kannst gerne nach Kiel zur nächsten Silent Writing Party kommen. Till: Also ganz ehrlich, ich habe mir das angeguckt was ihr in Kiel alles macht. Und ich kenne das zum Beispiel in Hamburg, das kenne ich nicht. Und ich hätte total Lust drauf, finde ich super.

Zara: Oh, komm mal vorbei Eigentlich machen wir das mit dem Schnipsel tatsächlich schon relativ lange, dass wir halt ab und zu mal so Spaces zum gemütlich im stillen Schreiben okkupieren und machen das jetzt seit einer Weile auch mit dem Literaturhaus zusammen. Und ich musste gerade so schmunzeln, als du gesagt hast, ohne Gatekeeping, weil ich da ganz praktisch unsere Gatekeeperin bin. Also insofern als dass man eine E-Mail schreiben und sich anmelden muss und ich bin die Person, die dann sagt, du bist angemeldet Nee, ich würde sagen, das Alena: ist ja das sweeteste Gatekeeping, das man sich vorstellen kann. Aber es gibt ja auch Leute, die sich zusammentun und zum Beispiel halt eine Skype-Gruppe machen und dann Dara: skypen, Alena: während sie schreiben. Einfach nur, damit man den anderen dabei zuhören und zusehen kann, wie sie halt auch was tippen und sich so wenigstens virtuell ein bisschen weniger allein fühlt. Also das gibt es ja wirklich auch mega niedrigschwellig.

Man muss halt wirklich die Leute finden, mit denen man das gut machen kann und die: einem guttun dabei. Und dann, glaube ich gibt es immer Möglichkeiten. Zara: Ich Alena: glaube, wirklich Zara: Evil-Gatekeeping ist das natürlich nicht, was wir da machen. Ja aber es ist halt wirklich so. Thomas, erinnere dich. Dara: Nimmst du Anmeldungen an? Alena: Ich würde natürlich auch nicht wollen, dass sich da jeder Business-Bro da seinen Laptop aufklappt. Insofern ist es ja in Ordnung dass man schon guckt dass da halt Leute hinkommen die halt wirklich an einem Text arbeiten. Ich Dara: glaube, wir haben noch nie jemanden ausgeschlossen Wir sagen immer man kann auch Einkaufslisten schreiben. Oder, naja, Finanz-Bros hatten wir noch nicht dabei, glaube ich. Es Alena: gibt Dara: nicht so viele. Nee wer weiß. Aber Alena: finde ich super. Finde ich eine super tolle Institution. Richtig cool.

Dara Ich glaube, wir waren ja auch gerade schon bei der so wie ich dich verstanden habe, Hatice, bei der Frage, die Till du damit ja eigentlich schon auch beantwortet hast: mit so... Der nächste Schritt in die Utopie oder so kleine, was können wir besser machen, oder? Hatice: Ich wollte vorher noch fragen, wie ihr mit so Kritik umgeht, wenn eure Mental Health vielleicht gerade nicht so gut ist, vor allem wenn ihr irgendeine Buchkritik lest, die vielleicht sehr hart ist. Ich weiß auch nicht, ob das schon mal passiert ist, aber ich habe das Gefühl, ich würde das vielleicht nicht so gut wegstecken. Wie macht ihr das? Also kommt ihr richtig gut damit klar, oder ist das eher dann problematisch und schwierig? Alena: Also ich versuche es zu vermeiden das überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Also ich lese mir jetzt nicht die Ein-Sterne oder noch schlimmer die Drei-Sterne-Rezension bei Amazon durch. Die finde ich eigentlich am schlimmsten, weil dann denke ich immer, okay, also bei den Ein-Sternen okay, da passt halt einfach gar nichts.

Die wollten es auch irgendwie scheiße finden. Aber bei den: Drei-Sterne-Rezensionen, denke ich da ist jemand guten Glaubens hat ja mein Buch aufgeschlagen und ist dann einfach sehr enttäuscht worden. Und das finde ich richtig hart. Aber ich lese das, ich versuche das einfach nicht zu lesen Und wenn das Kritik ist jetzt von Leuten, die beruflich mit meinen Büchern zu tun haben, also wenn meine Lektorin oder meine Verlegerin oder so, wenn die konstruktive Kritik an meinen Texten haben, dann, klar, tut das auch manchmal weh aber das ist halt Teil des Jobs. Ich finde, das muss man auch aushalten. Das macht es ja vor allem, weil am Ende kommt was Besseres dabei raus. Aber sozusagen so einfach nur destruktive Kritik die versuche ich einfach zu ignorieren. Und ich habe tatsächlich so einen kleinen Vorrat an besonders schönen Kritiken, die ich dann, wenn es mir richtig schlecht geht, dann lese ich die.

Und dann sozusagen komme ich auch wieder raus aus meinem: destruktiven, ich-kann-gar-nichts-alles-was-ich-mache-ist-doof-Strudel. Till: Würdest du sagen, dass du von positiver Anerkennung abhängig bist? Voll, Alena: natürlich, natürlich, absolut. Also ich glaube, ich würde es nicht machen, Ich hätte schon längst mit dem Schreiben aufgehört, wenn ich nicht irgendwie relativ früh auch die Bestätigung bekommen habe, dass das, was ich da mache, gut ist und ein Publikum hat. Ich hätte jetzt nicht gegen den erbitterten Widerstand der Öffentlichkeit weiter angeschrieben. Also die innere Stärke hätte ich nicht gehabt. Aber das gibt es ja auch, Leute, die das einfach so dolle wollen, dass sie das besser aushalten als ich. Das könnte ich nicht. Aber ich habe schon auch gern Applaus. Also ich finde es schon super.

Till Ja, also ich bin, wie soll ich das sagen, also: ich lese gar keine Kritiken. Also ich bin jetzt auch für, ich glaube, ich kriege immer so einen Pressespiegel vom Verlag. Und ich weiß, dass so zum Beispiel die Kriminalromane die ich schreibe für Kriminalromane Relativ oft. Beschrieben werden, aber besprochen werden und dann eigentlich ist das total toll und ich weiß es super zu schätzen, weil es auch für die gute Arbeit der Pressereferentin zum Beispiel spricht, aber ich lese mir davon überhaupt nichts durch und es ist mir total unangenehm. Es ist wirklich, als wenn ich so da sitze wie so ein Kind und Leute reden über mich.

Also so wie man früher, ich finde es ganz furchtbar zum Beispiel, ich weiß nicht, ob ihr das schon erlebt habt, ich habe das jetzt bei meinen Kindern erlebt, immer dieses Lernerfolgsgespräch wenn dann wirklich so eine Grundschülerin oder ein Grundschüler einmal: im Halbjahr da so da sitzt und die Eltern sitzen auch da und die Lehrer und die Lehrerinnen sitzen da und dann reden Das Kind darf zwar auch irgendwann was sagen, aber der Lehrer redet im Grunde genommen mit den Eltern über das Kind. Und so fühle ich mich, wenn ich Kritiken lese. Ich habe das Gefühl, da reden Erwachsene über mich. Und eigentlich ist es auch egal, was ich dazu sage. Ich habe wirklich tatsächlich auch das Gefühl, es betrifft mich nicht. Also wenn es jetzt professionelle Kritiken sind, weil es richtet sich ja nicht an mich. Es richtet sich an Menschen, die das vielleicht lesen wollen oder die das nicht lesen sollen. Und ich lese überhaupt keine Amazon-Kritiken und ich bin ziemlich viel bei Goodreads. Und es nervt mich total, wenn irgendjemand aus meinem Freundes oder Follower... Also Leute, denen ich folge, wenn die dann ein Buch von mir lesen und bewerten, weil ich will das alles überhaupt nicht wissen.

Also irgendwie habe ich das Gefühl...: Es tut mir einfach überhaupt nicht gut. Und das ist interessant, weil wir reden ja hier eigentlich grundsätzlich, haben wir angefangen über Mental Health zu reden. Ich würde sagen, dass tatsächlich eins meiner Hauptprobleme insgesamt ist, dass ich wahrscheinlich zu abhängig von positivem Feedback bin.

Und ich versuche mir das sowohl im Positiven wie im Negativen abzugewöhnen. Ab und zu sagt dann jemand, den ich kenne oder ein bisschen kenne oder gar nicht kenne, wenn jemand bei einer Lesung zum Beispiel sagt, oh Mensch, das fand ich richtig gut, dann freut mich das total. Und wenn jemand bei einer Lesung zum Beispiel sagt, Oder wenn meine Tante, die ich vielleicht einmal im Jahr beim Geburtstag meines Vaters sehe, wenn die dann sagt, also den letzten Danowski-Krimi, den fand ich nicht so gut, ehrlich: gesagt, dann muss ich sagen, dann freut mich das irgendwie voll, weil ich so das Gefühl habe, das hat was mit mir zu tun. Also die sagt es halt direkt zu mir und weil sie mich respektiert und weil sie auch glaubt dass ich das aushalten kann und weil sie ja auch die anderen Sachen offenbar irgendwie mal gut fand. Aber ansonsten ich versuche mir das echt vom Leibe zu halten, Ich insgesamt einfach zu abhängig von positiver Verstärkung bin, glaube ich. Zara: Ja ich kann das genau nachvollziehen. Ja, echt? Till: Ich wollte euch gerade fragen. Ich Zara: glaube ich bin 300 Prozent abhängig von positivem Feedback. Till: Ja, schlimm, oder? Es geht mir genauso. 300 Prozent haut ungefähr hin. Ja Zara: und ich weiß, ich hatte irgendwie mindestens anderthalb Wochen schlechte Laune nachdem mein Roman bei Deutschlandfunk irgendwie bei Bücherzeit oder so besprochen wurde und die gesagt haben, so das und das passiert, aber es ist sprachlich unauffällig und insgesamt so harmlos. Dara: Oh,

Alena lustig Ich glaube, eine ganz: ähnliche Formulierung war bei mir auch beim Deutschlandfunk Und da hatte ich mich so voll drauf gefreut weil das echt so im Büchermarkt versprochen werden, echt so voll der Meilenstein. Und dann war das so, ja, ein bisschen viel gewollt, ein bisschen wenig gekonnt. Na gut, okay, kann man machen, aber muss auch nicht. Und es hat schon ein bisschen gemört, aber ja. Ja, Zara: ich glaube, bei mir war irgendwie noch so ein abschätziger Nebensatz da drin, dass ich irgendwie vorher noch keine Romane geschrieben habe, sondern vor allem lokal auf Lesebühnen oder sowas in Entscheidung getreten bin. Und ich nur dachte so, okay, dahinter versteckt sich halt irgendwie zehn Jahre Community-Arbeit die die olle Schnappe nicht sieht. Dara: So Zara: ungefähr. Aber das, ja, weiß ich nicht, solche Sachen werde ich mir künftig auch vom Leib halten. Dara: Ja

Alena ich glaube, man muss es wegatmen. Es hilft alles nichts, weil sozusagen die Aufgabe der Kritiker oder des Kritikers oder der Kritikerin ist ja halt genau das und es richtet sich nicht an uns,: sondern es richtet sich an das Publikum und das gefällt uns nicht immer, aber ich fürchte, das ist einfach das Berufsrisiko, das wir zu tragen haben, auch wenn es ätzend ist. Zara: Ja, und eigentlich ist es ja sowieso, also ich sehe das ja eigentlich auch nicht mal so richtig als Feedback oder nicht als sinnvolles Feedback, weil das Buch ist ja eh schon gedruckt was soll ich denn noch machen in meiner Sprache und so. Ja eben. Alena: Könnt ihr euch denn untereinander gut so Texte zum Lesen geben? Und wie geht ihr damit um oder macht ihr das gar nicht? Ja Hatice: Nee machen wir schon. Ich habe Dara's kompletten Roman gelesen und ihr, keine Ahnung wie viel, Sprachnachrichten geschickt. Aber ich fand daran nichts schlecht. Alena: Aber hattest du Angst, dass du was findest was dir nicht gefällt und hast du überlegt wie du ihr das dann sagst?

Hatice Ja, ich hatte Angst, nicht, dass irgendwas schlecht ist, weil ich schon wusste, das wird bestimmt alles super sein. Aber ich dachte, okay, wenn da jetzt irgendwas kritisch ist, was sage ich dann? Weiß ich nicht.: Aber ich wusste auch, Dara wird nicht jetzt sauer sein, sondern eher, ne, Dara? Dara: Ey, wenn du was Kritisches siehst und es mir nicht sagst dann bin ich, glaube ich, richtig sauer. Ja, ist nämlich da. Es kompliziert. Es ist kompliziert. Also es ist ja auch die Frage, was... Dann kritisch ist, wenn du jetzt irgendwie generell alles in Frage, mein ganzes Schreiben damit in Frage gestellt hättest dann bitte nicht, aber wenn da dann Stellen gewesen wären, wo du denkst, okay, nee, ich glaube, das würdest du nicht damit sagen, Dann bitte. Aber ich erinnere mich auf jeden Fall noch, ich war an dem Abend, war ich auf dem Konzert auf der Killerwoche und du hast mir dann immer so Sprachnachrichten geschickt, die sehr lang und dann hab ich immer auf mein Handy geguckt weil du warst die erste Person, die das ganz gelesen hat und ich war so, ja klar, ich schick dir das, alles cool.

Und dann bin ich immer mit der Gruppe mit der ich da war, ich muss mal kurz auf Toilette,: zwischendrin während dieses Konzerts immer schon mal so reingehört und ich war natürlich super erleichtert, weil du die erste Person auch wirklich warst, die alles gelesen hat, dass erstmal was Positives kam, das muss ich schon sagen. Hatice: Ich hätte auch, ich hab auch Angst. Dara und Sarah hatte ich auch den Anfang von meinem Roman geschickt. Okay. Okay. Okay Ich auch mega Angst, was die sagen werden, weil ja, mein Ton ist jetzt... Und vielleicht, ja, nicht für jede Person irgendwas, was ich jetzt gerade schreibe. Deswegen war ich so, oh Gott, was sagt Dara jetzt? Sagt sie jetzt, oh Gott, oh Gott. Ich hatte auch noch währenddessen ein Video aufgenommen für das Literaturhaus in Berlin und ich habe abgebrochen und habe mir das erst angehört.

Dara Ja, ich finde man, also ich habe auch jetzt unter FreundInnen irgendwie gemerkt, ich muss so ganz klare Linien setzen, was ich: auch, warum ich will, dass jemand was liest. Das total wichtig. Also ich habe auch Leute, ich habe meine Schwester zum Beispiel, wenn ich der was gebe, sage ich, du liest es jetzt nur, um abzuhipen. Genau, ja, das ist super Wenn du das möchtest. Genau richtig. Aber zum Beispiel, genau, also von Hatice erwarte ich ja schon Kritik und Ehrlichkeit. Alena: Ja aber ich glaube, es ist total wichtig, dass man das vorher klar benennt was man sich vom anderen erwartet, wenn man was zum Lesen gibt. Weil man macht sich so nackt dabei und das ist so schwierig, dass das wirklich für alle Beteiligten nicht so einfach ist. Für den der sozusagen was... Preis gibt von sich und natürlich auch für den, der dazu was zu sagen hat. Und insofern glaube ich, das ist echt super wichtig, dass man vorher genau verabredet, was man für eine Rolle einnehmen soll Und auch im

Dara zeitlichen Rahmen, weil es gibt ja manchmal die Situation, dass jemand sagt, also ich mache das nicht mehr zum Beispiel, dass jemand sagt, ja, kann ich das mal lesen Und dann schickt man das irgendwie so: lose und es kommt gar nichts mehr. Und dann ist so, äh okay Ja, so was mache ich auch nicht mehr. Till: Ich hatte echt eine interessante Erfahrung jetzt, weil Alina mein Manuskript Gelesen hat für den Roman, der jetzt im nächsten Frühjahr erscheint und das war, das habe ich dir noch gar nicht erzählt, das war wirklich, also ich habe mich super darüber gefreut, aber du nicht aber, sondern was kommt Dara: dir Alena: jetzt hier Dara: wachsend? Du hast

Till auch an zwei Stellen sehr konkret und begründet Kritik geübt, also dahingehend dass du halt gesagt hast, dass du diese Passage und die andere Passage entweder zu hart oder zu ja, irgendwie auch in dem Kontext dann irgendwie irritierend und bei der anderen fandest du das nicht zu der Psychologie der Figur passt und das war für mich irgendwie total cool, weil ich dadurch gemerkt habe, ah ja, okay, kann ich total nachvollziehen, beziehungsweise: verstehe, dass es wirklich so zwei Szenen oder ja, genau zwei Szenen sind, die alle da auffallen und ich habe mir die daraufhin dann auch wirklich, und das habe ich echt, das war total toll für mich, ich habe mir die daraufhin Ich würde sagen, relativ ergebnisoffen angeguckt und habe dann danach bei beiden Szenen aber gedacht, ich verstehe, was Alina meint, aber ich finde es eigentlich genau gut so, wie ich es gemacht habe und ich lasse es jetzt so. Ja, ist doch umso besser. Total. Und das wollte ich sagen. Also einmal habe ich mich total über die Kritik gefreut und zugleich hat es mir voll geholfen, weil es mir halt so geholfen hat, zu dem, was ich da gemacht habe, mich dazu nochmal so zu bekennen. Insofern muss ich sagen, dass wenn man jemanden gefunden hat, mit dem man vertrauensvoll...

Kritik üben kann, dass ich dann die negative Kritik total: zu schätzen weiß, weil sie mich unter Umständen in meiner Entscheidung bestärkt. Aber ich habe auch schon in der Vergangenheit das Pech gehabt, zum Beispiel professionell mit KollegInnen zusammenzuarbeiten, wo ich einfach das ästhetische oder politische Urteil nicht geteilt habe. Und wenn dann halt Kritik kommt, dann hat es mich teilweise einfach geärgert weil ich glaube, Person vielleicht als ja, durch Autor-Lektor Verhältnis sozusagen unterlegen war oder weil es halt einfach Zeitverschwendung ist, dann so eine Diskussion zu führen. Aber in dem Fall war es ein so ein Fall, wo negative, oder sagen wir mal kritische Kritik... Ich wollte sagen, es waren Alena: Hinweise, es waren liebevolle Hinweise. Ich möchte das nicht als Kritik verstanden wissen. Till: Nee, aber das ist doch Kritik. Du hast gesagt, du findest, das eine funktioniert nicht, weil es nicht der Person passt und das andere ist zu hart formuliert für das, was da eigentlich in dem Moment los ist.

01:04:00: Und Ich hätte auch, ja, aber da habe ich irgendwie gedacht, nö, jetzt erst recht. Nein, ich fange zu reden. Alena: Ich möchte aber trotzdem fürs Protokoll noch sagen, dass ich sozusagen bis auf diese zwei, wirklich, wo es um drei, vier Sätze ging, wirklich den Rest des Buches komplett abgefeiert habe, weil es super ist. Was auch ein bisschen deine Aufgabe war. Ja, klar, aber ich möchte natürlich auch, dass du dich ernst genommen fühlst, wenn ich jetzt einfach nur sage, nö Tilli, wie immer alles, erste Sahne, super, weiter so, dann hättest du das vielleicht auch nicht so ernst genommen. Deswegen ist mir schon auch wichtig, wenigstens eine Sache zu finden, wo ich was anzumerken habe. Damit du merkst ich habe es auch wirklich Richtig gut gelesen. Ich mache das umgekehrt Also ich glaube, wir sind jetzt echt dazu übergegangen, uns auch wirklich nur noch fertige Sachen zu schicken. Es hat aber bei mir zum Beispiel, also mir ist total wichtig, dass Till meine Sachen gut findet. Ich weiß aber, dass Till weiß, wie wichtig mir das ist, dass er meine Sachen gut findet.

Und: ich will ihn im Grunde erst involvieren, wenn es eigentlich kein Zurück mehr gibt und ihm nichts anderes mehr übrig bleibt, als zu sagen, ja, super gemacht, weil das glaube ich für uns beide einfach nur ein quälender Prozess wäre. Für dich nicht offensichtlich. Ich merke schon, du hakst ein. Ich weiß du bist sehr gut darin konstruktive Kritik zu üben, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie aushalten kann. Till: Aber ich habe mich gefreut als du mir auch unfertige Sachen zu lesen gegeben hast. Zum Beispiel hat dein legendary lost second novel, Alina wollte nämlich eigentlich, weil wir vorhin beim Thema waren, als Sarah davon erzählt hat, Alina wollte eigentlich einen anderen zweiten Roman schreiben und von dem der also nur als Fragment existiert, habe ich durchaus mehrere Fassungen. Alena: Und

Till da muss ich sagen, bin ich nach wie vor traurig dass das nicht zustande gekommen ist und es ist gegen meinen Wunsch: Widerstand aufgegeben worden. Zara: Ja, das ist vielleicht ja nicht für immer. Ja, die Editionsphilologie wird sich darüber freuen eines Tages. Genau, genau. Das ist alles längst in Marbach. Hatice: Genau, ich wollte jetzt so langsam zum Ende kommen und die letzte Frage stellen, die wir immer stellen, nämlich wie eure Utopie aussieht vom Literaturbetrieb und welche kleinen Schritte es auch gäbe, um dort hinzukommen. Also was so ein allererster Schritt sein könnte. Und Till, du hattest uns ja auch schon so ein Video geschickt. Aber hier könntest du ein bisschen länger ausführen, wenn du möchtest. Es

Till ist lustig weil ich habe euch tatsächlich mal so ein kurzes Video geschickt, wo also sowohl glaube ich, ich glaube, Karin Köhler hat auch darüber gesprochen, nämlich diese Abneigung gegen Unterhaltungs- und ich habe es Genreliteratur genannt, das ist auch eine Folge, an der Alina und ich seit längerer Zeit: arbeiten. Also diese künstliche Hierarchisierung zwischen, in Anführungszeichen literarischer Literatur und Unterhaltungsliteratur, also die hinter uns zu lassen und das ist, glaube ich, auch das, was konkret am einfachsten wäre, nämlich dass AutorInnen die sich als literarisch… Und begreifen in dem Fall glaube ich, wirklich den Schritt machen müssen und UnterhaltungsautorInnen mit mehr Interesse an dem, was da eigentlich Interessantes im Genre passiert und so weiter entgegentreten sollten und glaube ich auch tatsächlich irgendwie sich so auf Gemeinsamkeiten besinnen.

Also das habt ihr auch schon gehabt und ich frage mich ja wirklich nach wie vor, also gerade weil ihr kennt noch viel mehr so diese Lesebühnen und Literatur wirklich Förderung: von Literaturarbeit auf der kommunalen Ebene und ich frage mich halt immer, ob nicht AutorInnen die Es sich vielleicht leisten können und so sich weigern sollten, ohne Honorar irgendwo aufzutreten und ohne Honorar irgendwas für Anthologien beizusteuern.

Das Thema habt ihr auch schon gehabt, diese Klassikerfrage,, wird denn das dann auch, das hat, glaube ich Daniela Dröscher gesagt, kriegt denn die Druckerei auch kein Geld und kriegt die Binderei und der Vertrieb und der Verlag kriegen die auch alle kein Geld? Also so dieses, ich frage mich halt immer, ist es solidarisch zu sagen, nee, umsonst oder für unter 300, inzwischen empfehlen die SchriftstellerInnenverbände ja sogar 500 Euro pro Lesung, lese ich nicht, einfach um Honorare, die realistisch sind, für alle zu garantieren oder ist es solidarisch Zu sagen,: jede Möglichkeit, sich zu zeigen und aufzutreten ist irgendwie gut und warum soll ich das jetzt als Autor der es sich vielleicht leisten kann, sabotieren, indem ich einen kleinen Veranstalter oder so sage, ich lese nicht umsonst oder für zwei Flaschen Wein. Das weiß ich einfach nicht. Aber eigentlich wäre meine Utopie dass niemand im Literaturbetrieb von den Menschen, die wirklich die Inhalte erstellen, irgendwas nochmal umsonst und für ohne Geld machen muss. Alena: Ja, ich würde ehrlich gesagt was ganz ähnliches sagen. Also ich finde auch, es ist ein utopischer und schöner Zustand wäre, wenn nicht die, die die Texte schreiben, diejenigen mit dem größten persönlichen Risiko und dem sozusagen geringsten Auskommen in der ganzen Sache wären.

Also die, bei denen als allererstes gespart wird, wenn es: irgendwo darum geht, Geld abzuknapsen. Das ist jetzt, sorry, das ist jetzt leider genau das, was Till gesagt hat, nur irgendwie deutlich weniger schön und ausführlich. Hatice: Aber das hatten wir in jeder Folge. Also das ist einfach das Wichtigste. Und jetzt vor allem wo in Berlin auch so viel gekürzt wird, warum auch immer an der Kultur gekürzt wird, wenn wir eh schon so wenig Geld haben, das ist, glaube ich immer wieder wichtig, das zu sagen. Till: Ja, und gerade vor dem Hintergrund Und finde ich dann auch so diese Grenzen und diese Lager die dann so innerhalb... Von schreibenden KollegInnen irgendwie aufgemacht werden, finde ich dann halt irgendwie besonders komisch. Zara: Absolut. Ich habe mich übrigens auch gefreut dass du das mit der Genre-Literatur damals im Video gesagt hast, weil ich bin ja, also zumindest so von meinem aktuellen Roman ausgehend auch quasi irgendwie Daywalkerin. Zwischen ein bisschen Science-Fiction und ein bisschen Literatur und

Dara ja.: Ich finde das sowieso komisch Ich musste vorhin schon daran denken, Till, als du gesagt hast, dass das irgendwie nicht literarisch genug ist. Also wir haben irgendwie seit wir in den Betrieb treten oft dieses Wort gehört. Ich wurde bei einigen Sachen abgelehnt weil es zu literarisch war. Und da habe ich dann immer gedacht, hä? Also was ist damit überhaupt? Ist nicht alles literarisch? Alena: Ja, ich glaube, das ist dann halt auch ein bisschen die Vermarktungslogik der Verlage, die dann da so quasi in unser aller Leben irgendwie rüber schwappt und diese komische Hierarchisierung... Irgendwie mit begünstigt.

Till Also Alina und ich arbeiten, ich formuliere es jetzt mal total glamourös, Alina und ich arbeiten seit mehreren Wochen an einer Folge zum Thema Unterhaltung versus Literatur Also Unterhaltung gegen: Literatur sozusagen. Also was ist Unterhaltung Was bezeichnen Verlage, Buchhandel und KollegInnen als Unterhaltung und Agenturen vor allem auch und was als Literatur? Wer entscheidet das eigentlich und wie kommen genau diese Situationen die Dara gerade beschrieben hat, dass einem dann nämlich plötzlich sowas mitgeteilt wird? Das ist ja immer so eine Fremdzuschreibung finde ich. Ich habe auch nie mich hingesetzt und gesagt, ich schreibe jetzt das oder das, sondern weiß ich auch nicht. Und wir haben mit verschiedenen KollegInnen in Verlagen und Agenturen gesprochen und wir haben echt gemerkt, es ist wirklich total schwierig. Wir wollen es jetzt auch nochmal, da haben wir zum Beispiel eine Stunde drüber geredet und haben die Folge eigentlich weggeschmissen weil wir fanden, wir sind nicht auf den Punkt gekommen und haben auch vielleicht den Grundkonflikt Gar nicht.

Und vielleicht ist der Grundkonflikt wirklich dieses Komische, was du gerade gesagt hast, Arlene. Also es sind halt dann so Vermarktungslogiken und halt immer so Fremdzuschreibungen von außen. Also mir ist: das, ich habe das, was du gerade gesagt hast, Dara, das ist mir, ich habe wirklich, also ich habe in den ganzen 2000er-Jahren bis in die frühen 2010er-Jahre versucht, für einen großen Münchner Verlag einen Roman zu schreiben. Ich hatte so eine Art Optionsvertrag, die hatten so eine Kolumnensammlung von mir gemacht und dann habe ich ihnen immer, ich habe, glaube ich drei oder vier Romananfänge und Romankonzepte geschrieben und hingeschickt und es war es irgendwie immer nicht. Und der Lektor hat irgendwann gesagt, weißt du, das ist... Das ist zu spitz für Unterhaltung und zu breit für Literatur. Dara: Naja,

Till also ich finde es auch wahnsinnig lustig, aber es hat andererseits dazu geführt, dass ich dann wirklich drei oder vier Jahre echt nichts mehr geschrieben habe, weil ich einfach gedacht habe, ja okay. Und offenbar muss man das eine oder das andere machen und ich liege genau so dazwischen,: dass es irgendwie nichts, bringt ja dann nichts. Und ich habe dann aber diese Nische im Kriminalroman gefunden und habe mich eigentlich dann auch erst, nachdem ich da irgendwie dann das für mich hinter mir lassen konnte, es hat echt lange gedauert bis ich mich auch von dieser lustigen Fremdzuschreibung irgendwie befreien konnte. Ja, also Nida mit der... Alena: Alle Grenzen niederreißen mit der Till: E&U-Not-Orders und der E&U-Hierarchie und so weiter. Dara: Ja, oder flexiblere Marketing-Strategien sich ausdenken vielleicht.

Till Du, das finde ich überhaupt wirklich eine richtige, das finde ich eigentlich wirklich die richtige eine richtig interessante Utopie zu sagen, dass halt jedes Buch, und es ist total utopisch, aber dass in Agenturen und Verlagen und in Buchhandlungen jedes: Buch individuell angeguckt wird und halt nicht von vornherein als, ah ja, okay, hier ist das neue Unterhaltungsbuch, hier ist das literarisch hochstehende, daher in Klammern wahrscheinlich sehr anstrengende Werk, Whatever, sondern dass einfach jedes Buch, bevor es irgendwie gestaltet wird und bevor es bestellt wird und bevor es in ein Regal gestellt wird, individuell angeguckt wird. Das wäre einfach total schön. Alena: Das wäre das Paradies, aber es ist noch ein weiter Weg. Eines Tages. Till: Aber ich finde bei dir, Sarah, ist es echt irgendwie gut gelungen. Und ich finde, das macht der Verbrecherverlag natürlich irgendwie auch gut, weil die haben so eine Credibility finde ich, schon so für... Also man nimmt ihnen halt auch Genrestoffe ab und gleichzeitig haben die...

Das finde ich halt auch wirklich, das ist so paradox. Die haben ja eine sehr starke Vereinheitlichung der: Buchgestaltung und trotzdem kommt dadurch, finde ich, das einzelne Buch viel mehr als was... Zur Geltung was halt nicht automatisch jetzt zum Beispiel Science-Fiction oder Dystopia oder halt Literatur-Literatur ist. Das finde ich ist echt so ein Verlag der das super macht. Zara: Ja, ich glaube, es hat auch irgendwie geholfen, dass ich glaube, der erste Roman, den sie gemacht haben, einer von Dietmar Dart war. Also dementsprechend wissen die einfach jemand Science-Fiction oder halt irgendwie fantastische Stoffe in einem irgendwie anderen oder halt zum Verlag und dementsprechend zu den anderen Büchern passenden Gewand aufmachen kann. Ja, kann sein. Okay, Hatice: dann werden wir moderieren Ich

Zara abmoderieren. Das kann ich leisten. Okay, das war unsere Crossover-Folge mit Till Räther und Alena Schröder von: Sexy und Bodenständig. Schön, dass ihr reingehört habt. Wenn ihr gut findet, was wir machen, könnt ihr uns einen Koffie spendieren. Bei Koffie, ich denke, vielleicht teilen wir den sogar mit unseren Gästen. Wer weiß. Genau, und ansonsten... Sehr gerne. Oha ja, im Podcast ausgesprochene Kaffee-Einladung. Naja, also genau, schaltet wieder ein. Ihr könnt uns ansonsten wir freuen uns, wenn ihr uns abonniert und Bewertungen hinterlasst Ihr kennt es, wir freuen uns. Bis zum nächsten Mal. Tschüss. Tschüss

Dara Tschüss vielen: Dank.

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