Demokratische Buchhandlungen

Shownotes

Buchhandlungen sind oft ein Safe Space für literaturbegeisterte Menschen – bis wir dort auf rechte Inhalte, Bücher oder Verlage stoßen. Wie gehen wir damit um, wenn wir ein rechtsextremes Buch in einem Bücherregal entdecken? Was können die Buchhandlungen tun, um sich davor zu schützen? Und was können Leser*innen tun, wenn ihnen ein Artikel in der Buchhandlung auffällt, das rechtsextreme Inhalte enthält? Darüber sprechen Hatice Açıkgöz und Dara Brexendorf LIVE von der Leipziger Buchmesse gemeinsam mit Ulla Scharfenberg und Sarah Lutzemann.


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Redaktion: Hatice Açıkgöz, Dara Brexendorf, Zara Zerbe Schnitt: Zara Zerbe Mix: Chris Wacker

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Hatice: Literarisch solidarisch. Ein Podcast-Experiment. Toni: Hier startet jetzt der Live-Podcast Literarisch Solidarisch mit dem Thema, wie mit rechten Inhalten in Buchhandlungen umgehen oder auch mit rechten Buchhandlungen, wenn ich das richtig verstanden habe. Genau, die Veranstaltung findet statt im Programm von Verlage gegen Rechts. Verlage gegen Rechts ist ein lockeres Bündnis von nicht nur Verlagen sondern allen möglichen Buchmenschen Leute, die schreiben, die übersetzen, da engagieren.

Verlage-gegen-rechts.de, könnt ihr euch gerne mal informieren. Auch die nächsten Tage auf der Messe: gibt es noch richtig coole Veranstaltungen in dem Programm zum Literaturbetrieb, zum Beispiel zu Ableismus im Literaturbetrieb, zu den Kulturkürzungen, was zum feministischen Übersetzen. Also nehmt euch gerne dann noch ein Programm mit, schaut rein. Was es jetzt auch gibt von Verlage gegen Rechts ist so eine Plakatzeitung Da drin sind 30 Plakate gegen rechts. Das war eine riesige Aktion, da könnt ihr auch drüber nachlesen. Und die animiert eben zur direkten Aktion in der eigenen Stadt. Die gibt es gegen Spende. Könnt dann gerne auch hier einfach an die Podcasterinnen die Spende übergeben am Ende, wenn ihr eine mitnehmen möchtet. Genau, ich glaube, das war es schon von mir. Dann übergebe ich an euch und wünsche euch allen eine tolle und informative Zeit.

Dara Danke Toni und danke auch nochmal an Verlage Biegenrechts, dass wir unseren Podcast dieses Jahr zum zweiten Mal auf der Buchmesse aufnehmen können. Einige: von euch werden uns wahrscheinlich noch nicht kennen, jetzt nochmal, wir heißen Literarisch Solidarisch und wir sind ein Podcast, in dem wir uns fragen, wie wir Solidarität im Literaturbetrieb leben können. Wir haben heute eine Folge, die wir aufnehmen über den Buchhandel. Vielleicht fragt ihr euch erstmal, wer hier sitzt. Ich moderiere heute zusammen mit Halice Atschike, freier Autorin aus Hamburg, die diesen Podcast vor anderthalb Jahren ins Leben gerufen hat. Bitteschön. Hatice: Und das ist Dara Brexendorf aus Kiel. Sie gibt mitunter den Schnipsel heraus und ist Bestseller-Autorin. Meine persönliche Lieblingsautorin Und den Podcast zusammen macht auch noch Zara Zerbe. Die ist aber gerade nicht da, weil sie eventuell einen Preis bekommt. Also kann sie nicht hier sein. Wo ist sie? Da hinten winkt. Und

Dara dann haben wir zwei ganz: wunderbare Gästinnen heute bei uns, die wir einmal nacheinander vorstellen. Nämlich einmal Sarah Lutzemann. Sarah Lutzemann lebt in Halle engagiert sich Sowohl online als auch offline für intersektionalen Feminismus, für die Sichtbarkeit von BIPOC-AutorInnen, für Diversität, setze dich gegen Diskriminierung ein. Du bist Speakerin, Moderatorin und Bloggerin und du hast drei Jahre lang als Gründerin und Info-Cosy in Halle gearbeitet. Das ist die erste Buchhandlung in Mitteldeutschland mit Schwerpunkt auf Diversity gewesen. Dazu kommen wir gleich noch. Hatice: Und dann unsere zweite Person, die hier mit uns ist, ist Ulla Scharfenberg. Ulla kennen die meisten von euch wahrscheinlich unter der Hase im Pfeffer auf Instagram, wo Ulla richtig tolle aktivistische Arbeit leistet und richtig viel über Feminismus und Antifaschismus postet und richtig viel aufklärt.

Und: seit 2021 ist Ulla selbstständig im Bereich Seminar- und Workshop-Leitung und auch als Moderatorin Und hat eine Zeit lang mal in der Buchhandlung Lesen und Lesen lassen gearbeitet als Buchhändlerin und die gibt es ja mittlerweile auch nicht mehr, die musste auch schließen und darüber reden wir auch nochmal Dara: gleich. Für alle, die den Podcast jetzt nachhören werden, wir sind hier gerade mitten im Buchmesse Trubel, Halle 5, es ist 17 Uhr und deswegen würden wir gerne einmal kurz ein Check-in machen, so auf welchem Level von 1 bis 10 wie overwhelmed seid ihr? Ulla: Elf. Also ja, ich war letztes Jahr das erste Mal hier und habe gesagt, okay, das war okay, aber ich komme nicht wieder, weil es einfach viel zu viel ist.

Ja, ich glaube, es ist eine tolle Veranstaltung aber für Menschen, denen viele Menschen: Schwierigkeiten machen, ist es natürlich einfach extrem schwierig Überfordernd Und ich habe heute den Tag meistens draußen verbracht und habe was gelesen und das war dann ganz gut zur Vorbereitung, jetzt wieder mit Menschen zu interagieren. Dara: So das Sarah: sah nett aus da draußen. Genau, ich bin so bei einer Neuen würde ich sagen. Also es geht noch, aber es ist schon anstrengend Vor allem auch, weil ich ganz viele Menschen getroffen habe, die ich lange nicht gesehen habe. Da es Cosi zu ist und jetzt super viele Gespräche geführt habe und andere und irgendwelche KundInnen gesehen habe. Und auch viele Gesichter von denen ich die Namen nicht weiß, aber die ich weiß, dass die im Cosi waren. Und so die ganze Zeit hallo hier, hi. Und deshalb... Es sind meine sozialen Batterien sehr, sehr leer gerade und ich freue mich, nachher irgendwann nach Hause zu fahren und zu lesen und dann zu Hause Dara: zu sein. Wir sind froh dass ihr trotzdem hier seid. Hatice: Wo bist du, Dara?

Dara Ich bin so bei einer 9, also ich bin auch ein bisschen durch. Ich bin bei einer 6: vielleicht. Dann kannst du das Gespräch heute anleiten Ja, wir haben hier gerade schon angerissen natürlich auch eingelernt haben, weil ihr in besonderen Buchhandlungen gearbeitet habt oder sie sogar ja gegründet habt. Sarah, du hast in Halle eine Buchhandlung gegründet mit Schwerpunkt auf Diversität auf BIPOC-AutorInnen. Magst du vielleicht einmal kurz erzählen, was deine Beweggründe dafür waren und so ein bisschen wie es angelaufen ist? Sarah: Genau, meine Beweggründe waren eigentlich sehr simpel gesagt, ich wollte einen Ort schaffen, an dem ich die Bücher finde, die ich selber gerne lese.

Ich hatte mich vorher immer schon damit beschäftigt wo kriege ich diese Bücher her, die nicht nur eurozentrisch waren, sondern auch vom afrikanischen Kontinent, vom asiatischen Kontinent, südamerikanische AutorInnen Und die fand ich in den normalen Buchregalen selten auf den Regalen. Und da ich sowieso gerade so einen beruflichen Umbruch hatte und: mir überlegt habe, was will ich machen, habe ich gesagt, ich stelle genau die Bücher dorthin, die ich gerne mal auf Regalen sehen würde. Und halt vorwiegend mit Schwerpunkt auf BIPOC-Literatur, aber auch queere Literatur. Und habe dann gesagt, ich gehe halt den Schritt und stelle dort nur weibliche und nicht-binäre Autorinnen auf meine Regale. Hatice: Ich habe noch vorhin vergessen zu sagen, es gibt ja hier wegen overwhelmed sein ein Awareness-Team auf der Messe. Das heißt Team Sam, das ist so eine Schildkröte und die haben auch so eine WhatsApp-Nummer. Und falls ihr euch super overwhelmed fühlt oder hier vielleicht sogar ein Buch seht was ja nicht sein sollte oder ein Verlag, denke ich kann man den schreiben. Ihr könnt mal auf der Seite gucken, die haben auch einen Stand, das wollte ich nur noch einmal erwähnen, das hatten wir vergessen Genau und dann gebe ich die Frage eigentlich einfach weiter an Ulla. Warum hast du als Buchhändlerin, warum hast du gearbeitet als Buchhändlerin?

Ulla Ja, das kam eigentlich: ein bisschen zufällig und dann auch wieder nicht zu mir. Also erstmal ist meine Mutter Buchhändlerin und ich bin damit so ein bisschen aufgewachsen und bin dann aber tatsächlich In meiner Stammbuchhandlung habe ich einfach irgendwann gearbeitet, also es hat sich irgendwie so ein bisschen ergeben und das war auch die einzige Buchhandlung, in der ich gearbeitet habe und ich hätte da auch einfach für immer, glaube ich weitergearbeitet also es war richtig gut, aber genau, wir mussten leider schließen, du hast es ja auch gesagt, 31.10. war Dara: Schluss bei uns. Du hast ja vorhin gesagt, das war auch so eine Kiez-Buchhandlung. Kannst du vielleicht nochmal für Leute, die nicht aus einem Kiez in Berlin kommen, sagen, was das so ausmacht?

Ulla Ja, voll gerne. Das ist ja auch so ein bisschen das Spannende, dass bei dir die Buchhandlung so einen Schwerpunkt hat und die Buchhandlung Lesen und Lesen lassen, in der ich gearbeitet habe,: ist als Kiez-Buchhandlung eben bewusst ohne Schwerpunkt. Also Kiez-Buchhandlung heißt eigentlich, es ist eine Buchhandlung Kiez, im Quartier im Viertel, wo eigentlich alle Menschen, die dort leben oder vorbeikommen, ja auch Bücher für sich finden. Das heißt aber nicht, dass es irgendwie beliebig ist oder so, das ist irgendwie für jeden was dabei, sondern dass einfach ganz mit ganz viel Aufwand auch und aber auch ganz viel Sachverstand und Liebe zur Literatur ausgewählt wird, was Passt hier hin? Wer sind die Menschen, die zu uns kommen? Was möchten die lesen Und was naja, sollten sie vielleicht auch lesen Beziehungsweise was sollten sie vielleicht entdecken können? Wie über Spiegel-Bestseller Listen oder so finden. Und Hatice: war das dann auch mehr so Richtung linke Literatur und antifaschistisch und so? Oder Ja, also nachdem

Ulla ich da angefangen habe, ja, würde ich schon sagen. Und auch meine: KollegInnen mit denen ich zusammengearbeitet habe, also es hat uns schon auch verbunden, so diese politische Haltung oder generell erstmal überhaupt eine Haltung zu haben und auch Literatur als was, Als irgendwie Politisches zu verstehen. Aber, und das ist, glaube ich vielleicht gehe ich jetzt auch schon zu tief rein, dann könnt ihr das sagen, aber das war auch immer so ein bisschen ein Thema, weil wir haben schon dafür gesorgt dass bei uns im Laden jetzt nicht bestimmte AutorInnen ausliegen. Bei manchen die mir nicht gepasst haben, konnte ich das aber trotzdem nicht verhindern. Also es gab bestimmte Bestseller-Titel, die es auch im Laden gab. Entgegen meiner Beschwerden und genau, aber es ging auch viel darum, können wir, wenn KundInnen was bestellen wollen, denen das verweigern? Und da gab es ja unterschiedliche Auffassungen

Sarah zu. Ich würde gerne dazu noch direkt mal was sagen. Ich: finde das so spannend, dass du auch sagst dass ihr so eine politische Haltung habt. Ich finde das so spannend, als ich das damals hatte, Wie viele Rückmeldungen ich von Buchhandlungen bekam, die geglaubt haben, dass Literatur nicht politisch ist, wobei ich denke, Literatur ist doch immer politisch auch wenn du es nicht weißt, aber irgendwie, das fand ich auch so spannend, also ich kann Literatur und politisch sein nicht miteinander trennen auch wenn du es nicht aktiv tust Hatice: Das war auch unsere Frage eigentlich, diese Spaces genau und warum brauchen wir eigentlich queere, flinter, antifaschistische Buchhandlungen könnt ihr dazu was sagen? Warum sind die eigentlich so wichtig und sollten nicht schließen? Wegen Gründen wie einfach man hat kein Geld mehr und es kommen nicht genug Leute darüber, könnt ihr auch nochmal kurz vielleicht anreißen warum ihr eigentlich schließen musstet

Sarah Wegen Geld Naja, es ist tatsächlich so in der Buchhandlung steckte mein Geld drin und dann: steckt es schon Geld, das ich mir von meiner Familie geliehen hatte drin und dann dachte ich okay jetzt muss ich den Cut machen bevor ich noch jemand anderes anleihe und mich total verschulde und es ist leider leider wirklich so dass wir im Kapitalismus leben und das leider auch solche feministischen Spaces im Kapitalismus irgendwie finanziert werden müssen so doof das ist Und wenn das nicht funktioniert, müssen die schließen. Das ist halt die Scheiße am Kapitalismus. Ulla: Also bei uns war es auch Geld. Letztlich war es die Miete. Es war einfach eine krasse Mieterhöhung, die das dann irgendwann nicht mehr möglich gemacht hat beziehungsweise halt erfordert hätte, dass man weggeht von diesem einfach eine Buchhandlung sein hin zu wir machen noch irgendwie was fancy anderes dazu oder sind dann irgendwann so ein Geschenkartikelladen oder irgendwas, weil...

Genau, mit Büchern selbst ist halt auch eine Miete irgendwann nicht mehr zu bezahlen, weil wir können ja nicht einfach sagen, oh die Miete wurde erhöht jetzt machen wir die Bücher zwei Euro teurer. Zum Glück: gibt es die Buchpreisbindung, aber ja letztlich ging das dann auch nicht mehr weiter. Und die Frage, warum wir das eigentlich brauchen, diese Spaces finde ich total spannend, weil ich und, oh Gott... Vielleicht hassen mich jetzt auch alle BuchhändlerInnen, aber ich finde, es ist die Frage, ob Buchhandlungen das überhaupt sein können, weil am Ende sind es trotzdem Orte, wo ja auch konsumiert werden muss, zumindest unter dem, ja, so wie es halt aktuell läuft. Wie du sagst es ist am Ende ein Geschäft auch, wir müssen damit Geld verdienen. Und ich glaube, dass viele auch ja, dass am Ende auch daran scheitern, dass sie halt nicht einfach ein Space sein dürfen Wo alle willkommen sind, sondern am Ende die Menschen halt auch irgendwas konsumieren müssen, damit dieser Space offen bleibt.

Sarah Ja, und es scheitert ganz oft an der Solidarität dass Menschen sagen, okay, wenn ich Bücher: konsumiere konsumiere ich sie bei euch. Also so war es bei uns teilweise auch gewesen. Also ich habe viel, viel Rückmeldung bekommen, wo Menschen uns gesagt haben, oh ihr habt so eine tolle Buchauswahl. Und ich habe auch viel auf Instagram immer mal gepostet dass wir so Neues reinbekommen Dann kriege ich die Rückmeldung Ja, ich nehme diesen Post, wie könnt ihr mir das bestellen? Und ich sage so, danke dafür, dass ich mir die Arbeit mache, damit du da mit in eine andere Buchhandlung gehst Und das hat mir halt auch das Genick gebrochen unter anderem. Wir Dara: müssen aktiv mithelfen würde ich sagen. Oder das genießen, wir dürfen das genießen das Angebot. Ihr habt jetzt beide aber auch gesagt, jetzt abseits dieses Des kapitalistischen Gedankens hattet ihr aber auch ja einen Dialog mit KundInnen, die gekommen sind und da würde ich gerne nochmal fragen habt ihr das Gefühl, ihr hattet irgendwie auch eine Wirkung?

Also ich frage jetzt speziell auch für Halle weil du hast auch letztens gepostet es gibt jetzt eine kleine: rechte Buchmesse in Halle die sich angekündigt hat und Ja, magst du vielleicht ein bisschen darüber sprechen, ob du schon eine Wirkung hattest wo du das Gefühl hattest, das bringt irgendwie viel, mit den Leuten in Dialog zu gehen auch? Sarah: Ja, das bringt wahnsinnig viel. Also ich glaube schon, dass ich eine Wirkung hatte. Ich möchte die nicht überbewerten aber ich glaube, auf einige Personen hat die schon eine Wirkung das merke ich auch. Wenn ich jetzt noch so durch die Straßen gehe und jetzt immer noch, also ich habe Mitte letzten Jahres geschlossen und jetzt immer noch die Rückmeldung bekomme, dass Leute mich vermissen, meine Buchhandlung vermissen oder dass Leute sagen, ach, ich war so gern bei euch und eure Veranstaltungen waren so toll und ihr habt mich an neue Bücher herangeführt und letztens hatte ich einen Instagram-Post von einer Person, die ein Buch gepostet hat, das sie bei uns gekauft hat und das sie so toll fand und noch damals noch im Kosi gekauft.

Und das hat mir sehr viel bedeutet, also wirklich diese persönliche Rückmeldung von Menschen, die durch mich auf andere Literatur, auf andere Autorien aufmerksam geworden sind: oder teilweise auch einfach gesagt haben, sie kamen zu mir rein, weil sie hier sein konnten, wie sie wollten, weil sie einfach nur sein durften, ohne bewertet zu werden, ohne Diskriminierung zu erfahren. Und diese Wirkung, das war das, was ich erreichen wollte und ich finde es schön, dass ich das auch, wenn auch ein ganz kleines, aber so ein bisschen geschafft habe. Ulla: Ja, ich habe das auch genau so erlebt oder das war auch das, was mir am meisten Spaß gemacht hat in dem Job, in der Zeit in der Buchhandlung, war eben Literatur wirklich auch empfehlen zu können und Menschen mit Büchern in Kontakt zu bringen, auf die sie vielleicht selbst nicht gekommen wären.

Das ging sogar teilweise so weit, dass ich Leuten vielleicht manchmal auch ein bisschen was untergejubelt habe, was sie sich Wo ich mir sicher war, dass das voll gut ist, aber wo sie vielleicht durch Vorurteile oder so vielleicht jetzt nicht eine queere Geschichte lesen würden, wie ein Regenbogen auf dem Cover gerade ist oder: so, können wir aber ja trotzdem auch Geschichten empfehlen, ohne das so hervorzuheben oder so. Oder auch im Kinderbuchbereich war das auch ein großes Thema irgendwie. Einfach mal abseits dieser immer gleichen Reihen Menschen Kindern Jugendlichen irgendwie auch so einen Zugang zu geben zu anderen Perspektiven einfach und also ich habe das auch so erlebt, dass das schon eine direkte Wirkung hat oder dass Menschen dann auch so, ja sie haben mir neulich dieses Buch empfohlen und das habe ich ja gar nicht so erwartet aber fand das irgendwie voll gut und dann freut man sich halt so, also dann ist es schon oder glaube ich eben auch so Für die ganze Branche, dass das halt auch der Buchhandel eben leisten kann.

Und wenn die Buchhandlungen, die kleinen Buchhandlungen verschwinden, die Kiez-Buchhandlungen, die Buchhandlungen mit Schwerpunkt, dann werden auch Verlage einfach bestimmte Titel wahrscheinlich nicht mehr so zu ihren LeserInnen bringen können, wie das halt über so: eine direkte Beratung passiert. Dara: Wir haben auch vorher darüber gesprochen, über diesen Beratungsaspekt Weil man das ja eigentlich gar nicht mehr so häufig hat, dass man überhaupt in so eine direkte Beratung mit einem Menschen im Gespräch ist in einem Laden, dass das ja eigentlich was total Besonderes ist, dass das in Buchhandlungen immer noch so praktiziert wird und stattfindet, irgendwie habe ich das in anderen Geschäften auf jeden Fall Hatice: nicht. Dara: Wir Hatice: wollten nochmal ein bisschen wissen, wie die Prozesse dahinter aussehen, also wer eigentlich die Bücher einkauft Ich habe übrigens auch mal früher in einer Buchhandlung gearbeitet, aber nicht in einer so einer Independent-Buchhandlung, sondern in einer größeren Kette. Nicht Thalia, eine andere Kette, kann ich aber nicht sagen, weil es war nicht.

Aber genau, bei diesen größeren Ketten ist ja immer dann, man arbeitet dann selber in so einer Teilfiliale und dann in den Büros wo man gar nicht weiß, was passiert, kaufen die Leute irgendwelche Titel ein. Und dann bekommt man selber so eine Dispo als Buchhändlerin und dann bestellt man: nach, was gekauft wird oder man schmeißt es irgendwie raus. Und da wollten wir fragen, wer entschieden hat, was eingekauft wird bei uns oder wurde. Und da wollte ich euch fragen, ob ihr wisst wer entscheidet was in den Regalen eigentlich steht. Bei euch war es dann ja wahrscheinlich, also bei dir vor allem so, was du wolltest. Ja. Und bei euch dann ja wohl auch. Aber wisst ihr sonst, habt ihr da irgendwie Insights die ihr mit uns teilen könnt, wer so die Bücher einkauft? Ulla: Also ich, ja, bei uns war es eben so, wir haben das, das Mitglied hat auch ein eigenes Sortiment gehabt. Mein Sortiment war zum Beispiel... Sachbuch, also ich habe mich komplett einfach um das Sachbuchregal gekümmert. Eine Kollegin hat das Kinder- und Jugendbuch gemacht, die nächste Kollegin war für Englischbuch und so.

Naja, es wurde sich so aufgeteilt und dann hatten wir auch die Möglichkeit einfach zu entscheiden, das kommt ins Regal und das nicht.: Und da geht es aber natürlich auch immer so ein bisschen um eine Abwägung. Okay, das ist ein Titel den liebe ich, den will ich unbedingt da stehen haben. Ich weiß aber, den verkaufe ich jetzt nicht dreimal die Woche oder auch nicht dreimal im Monat und auch nicht dreimal im Jahr, aber der muss einfach da sein. Und dafür, um mir das sozusagen leisten zu können, diesen Platz für das Buch zu haben, muss ich vielleicht aber auch ein Buch reinnehmen, was ich nicht so toll finde, wo ich aber sage, das fragen die Leute nach, das wird einfach gekauft. Und ich denke,, ja, was du auch so gemacht hast, da so ein bisschen auch hinzukriegen Eine Antwort vielleicht drinsteckt wie das auch vielleicht in Buchhandlungen gemacht wird. Ich glaube, es ist immer eine Abwägung Manche Buchhandlungen entscheiden nach Warenwirtschaft, sehen, das verkauft sich und dann wird das eingekauft. Bahnhofsbuchhandel ist vielleicht so ein Beispiel. Ich glaube, da wird sich jetzt nicht super viel kuratiert, sondern da wird einfach geguckt was verkauft sich und das haben wir dann hier.

Und es gibt natürlich dann Abstufungen, Buchhandlungen, die krass nur nach: Haltung und nach Warenwirtschaft Literatur Geschmack gehen und manche die nur nach Verkaufszahlen gehen, aber vielleicht hast du auch noch mehr Insights. Sarah: Also ich habe das tatsächlich so gemacht, dass die Bücher die nachgefragt wurden, ich eher nicht auf den Regalen hatte, weil ich dachte, da fragen die Leute eh nach. Die meisten Bücher kann ich über Nacht bestellen, also brauche ich da den Regalplatz nicht wegzunehmen quasi. Und habe dann eher die Bücher gefragt, dahingestellt die die Menschen nicht so finden, die die Menschen nicht direkt draufstoßen, sondern die ich gefunden habe und gesagt habe, hier, guck mal, das gibt es auch. Also ihr fragt nach dem bekannten Buch über Feminismus das gerade in den Bestsellerlisten ist, da kommen eh alle rein und sagen, hast du das, kannst du mir das bestellen? Und ich sage, ja, aber guck mal, hier sind noch zehn andere Bücher über Feminismus, vielleicht findest du die auch spannend. Und so konnte ich dann auch andere Bücher...

Mal zeigen und Menschen empfehlen und deshalb habe ich das eher so gemacht und bei mir war es tatsächlich so, ich habe die Auswahl meistens fast alleine getroffen: und habe aber auch mich wirklich abseits von diesem ganzen Verlagsprogramm also ich habe mich da schon durchgearbeitet aber das war so nicht meine Hauptquelle, wo ich die Sachen gefunden habe, also meine Hauptquelle waren andere InstagramerInnen BuchbloggerInnen Sehr viele Bookstores in den USA, Black-Out-Bookstores wo ich da geguckt habe, was ist dort auf den Regalen, woran komme ich, was kann ich für uns auch von dort bestellen und das war so meine Quelle wie ich entschieden habe, was auf die Regale kommt. Hatice: Warum ich eigentlich frage ist, oder eine andere Frage ist, habt ihr so Diskriminierungserfahrungen auch gemacht in euren Buchhandlungen, weil ich habe das ständig gehabt, also dass Leute irgendwie... Ich war die einzige nicht-weiße Person in dieser Buchhandlung und habe immer wieder Diskriminierungserfahrungen gemacht, weshalb ich dann auch aufgehört habe, da zu arbeiten.

Und wir hatten auch immer wieder so Zeitschriften die eindeutig rechts waren, die ich dann immer rausgenommen und zurückgeschickt habe. Und ich habe mich immer: gefragt, wer kauft das denn überhaupt ein? Und ich habe immer wieder ein Notiz hinzugefügt dass es bitte nicht mehr eingekauft werden soll, weil anscheinend haben sie es sich richtig angeguckt. Und manchmal hatten wir auch Bücher Und ich dann auch immer hallo, was soll das? Und da wollte ich euch auch einmal fragen, falls ihr teilen möchtet habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht oder wisst ihr, ob das sehr präsent ist immer noch oder nicht? Weil bei mir ist es auch schon ein bisschen her. Sarah: Ja, also ich habe, es gibt immer noch einen Blogbeitrag in dem steht, dass wir die Rassentrennung wieder eingeführt haben.

Weil ich hatte nämlich, ich hatte eine Buchhandlung, die einen Schwerpunkt auf BIPOC, also BIPOC-Literatur legt. Und ich wollte mich daran messen lassen, wie viel ich wirklich drin habe und habe dann halt Immer Datenhub, okay, so viele unserer Autorinnen sind tatsächlich bei POG. In diesem Monat, so viel haben wir erhöht die Quote, dass man das wirklich zählen kann und dadurch, dass ich das explizit benannt habe, habe ich angeblich laut diesem Blogbeitrag die Rassentrennung wieder auf eingeführt, weil ich ja meine AutorInnen danach sortiere und dann gab es einen ganz ganz langen Blogbeitrag von Menschen und: ich glaube es waren auch die gleichen Menschen, die mal versucht haben, bei mir die Scheiben einzutreten und so kam es schon vor. Das war auch ein bisschen scary. Und natürlich kam es immer wieder vor, dass Männer bei mir in der Buchhandlung standen und sagten das ist aber diskriminierend dass sie hier nur weibliche und nicht-binäre AutorInnen auf den Regalen haben. Und ich dachte so, ja, du kannst aber doch alle männlichen Autoren bestellen Das ist doch gar kein Problem. Ich bestelle sie dir nur, weil ich sie einmal nicht auf dem Regal stehen habe. Also das kam auch ganz oft vor, diese Thematik Ulla: Also ich selbst habe keine Diskriminierung erfahren als weiße Person im Buchhandel Gehöre ich zur Mehrheit also das ist nicht passiert und muss auch dazu sagen, ich glaube, das ist auch nochmal ein Unterschied zwischen dann Halle und Berlin Friedrichshain.

Wir hatten schon auch überwiegend diverse Leute Die kamen auch viele Touristen verkauft an: Menschen, die gar nicht die deutschen Bücher lesen können. Wir hatten einmal so eine Google-Bewertung, die dann gesagt hat, eigentlich schöner Laden, aber viel zu woke, aber das ist dann auch schon das Maximum an Kritik aus der Richtung gewesen. Was halt schon aber vorgekommen ist ist, dass KundInnen bestimmte Bücher bei uns bestellen wollten oder dass ich, wenn es nicht bei mir bestellt wurde, aber dann im Abholregal gesehen habe, okay, da steht jetzt der und der Titel und dann ich natürlich schon auch checke, okay, wer hat es bestellt und diesen Namen vergesse ich dann auch nicht mehr so. Und ja, das haben wir dann teilweise eben auch im Team besprochen. Und wie gesagt, da gab es natürlich dann auch sehr unter dazu, was halt noch okay ist und was nicht.

Dara Ja, weil du gerade auch den Begriff woke genannt hast, der ja auch so aus der: rechten Ecke eigentlich kommt. Wir haben uns noch gefragt, weil also dieses Thema wird ja auch bewusst platziert so, also dass die sogenannte neue Rechte halt so einen intellektuellen Claim macht und so dieses... Dichter und Denkertum aus Deutschland irgendwie für sich so nutzen möchte, um die Ansichten irgendwie zu untermauern. Und ihr seid ja beide zum Beispiel auch WorkshopleiterInnen die sich auch mit solchen Themen beschäftigen Habt ihr das Gefühl, dass generell sozusagen das ein Thema ist im Buchhandel?

Auch jetzt über eure Buchhandlungen hinaus ist es ein präsentes Thema, womit man sich so auseinandersetzt Du meinst das Thema rechte Verlage an sich, oder? Also es werden ja auch teilweise wieder AutorInnen geclaimed sozusagen aus der Vergangenheit die dann umgedeutet werden und für die eigenen rechten Gedanken: instrumentalisiert werden. Das passiert ja auch. Gleichzeitig wird dann wiederum argumentiert Cancel Culture, wir werden gecancelt. Also das sind ja ganz bewusst platzierte Themen, die langfristig sozusagen auch im Hintergrund arbeiten, so in die Richtung. Ja, Ulla: also ich würde auch schon sagen, dass das definitiv zugenommen hat, einfach das Die ja sogenannte neue Rechte die so neu halt einfach nicht ist. Ich finde es immer so einen schwierigen Begriff weil am Ende ist es die gleiche Rechte wie immer mit anderen, ja. Dara: Es ist auch, vielleicht sollte man das nochmal sagen, dass wir deswegen so genannt sagen, weil es ja eine Selbstbezeichnung ist, um genau dieses Progressive zu proklamieren dass das jetzt irgendwie progressive neue Gedanken sind, aber es sind die alten rechten Gedanken. Ja,

Ulla aber genau, also aus dieser Ecke wird ja, Seit Jahren schon versucht, so bestimmte Themen zu besetzen und da auch so: Debatten anzustoßen. Und manche haben wir heute wieder vergessen, weil die einfach nicht so gezündet sind in der Mehrheitsgesellschaft. Und andere Sachen sind halt erfolgreich. Und da ist halt das Thema Sprache natürlich irgendwie mega präsent. Also ich mache Workshops zu gendersensibler Sprache. Und das ist ja irgendwie das Reizthema schlechthin wenn es ums Gendern geht. Und ich glaube, da hat aber auch genau diese rechten AkteurInnen und auch Strategie so einen Punkt gefunden, mit dem sich einfach richtig gut Stimmung machen lässt. Und dann eben in dem Zuge irgendwie, ja, unsere Sprache wird irgendwie verunstaltet und wir müssen unsere gute deutsche Sprache bewahren.

Und in dem Zuge dann eben auch wieder AutorInnen irgendwo rausgezogen werden. Und dann gesagt wird irgendwie, keine Ahnung, das ist noch echte deutsche Literatur oder so. Also es wird dann, glaube ich über Sprache ganz, ganz: viel versucht. Und da gehören ja auch dann genauso Sachen rein, wie Vogue als so einen Kampfbegriff zu benutzen, der eigentlich ein Begriff auch aus einer schwarzen BürgerInnenrechtsbewegung ist und das als negativer Kampfbegriff verwendet wird. Das sind einfach, glaube ich, so Beispiele dafür, wie es einfach Recht, Oder rechte Positionen so normalisiert werden, Sarah: Gesamtgesellschaft. Ich stimme dir davon zu und ich würde auch nochmal auf diese Thematik der Cancel Culture eingehen weil die Angst, irgendetwas zu canceln bringt viele Buchhandlungen, aber auch Buchgroßhändler dazu, erstmal alles zuzulassen.

Also es gibt ja zum Beispiel super viele rechte Verlage die bestellbar sind und auch im Lager von Buchgroßhändlern sind und mit dem... Ja darüber, ja wir zensieren nicht, aber das ist halt das Ding, aus Angst irgendwas zu canceln und: da eine Rückmeldung zu bekommen, werden diese ganzen Verlage zugelassen und diese ganzen Verlage sind überall online zu finden und sind sehr einfach zu beschaffen. Und als wir uns damals, oder als ich mich damals mit dem Thema auseinandergesetzt habe, auch in meiner Buchhandlung War das ein sehr großer Kampf und immer mit der Rückmeldung, dass ich betreibe eine Form der Zensur? Ulla: Ja, das war auch bei uns dann das, was ich jetzt schon so durch die Blume ein bisschen angesprochen habe. Aber genau auch immer der Konflikt dass dann auch schon teilweise die Haltung ist, wir erziehen ja nicht unsere KundInnen, wenn die das lesen wollen, dann sollen sie das tun. Ich kann das respektieren vor allem wenn es nicht mein Laden ist. Das ist halt dann die Policy. Das heißt aber nicht, dass ich, wenn ich dann gefragt werde von dem Kunden, ob ich das bestellen kann, mich auch sagen kann, oh nee, ist leider nicht lieferbar.

So die: Möglichkeit habe ich ja trotzdem. Aber ich weiß auch, dass es vielleicht auch nicht jede Person, die angestellt im Buchhandel ist, dieses Privileg hat. Ich habe mich halt sicher genug gefühlt das einfach so zu machen und zu sagen, dass die Person irgendwie am nächsten Tag nochmal... Beim Chef vorbeikommen, aber ja, es ist immer diese Angst auch davor, irgendwie, ja, Zensur Vorwurf zu kriegen, wenn man sich nicht irgendwie, also wenn man einfach diese Grenzen zieht. Und ich finde, das darf im Grunde, das darf jedes Geschäft, darf das machen und entscheiden, was verkauft wird und was nicht. Und im Buchhandel wird immer so getan, als müsste irgendwie alles. Irgendwie müssten wir DienstleisterInnen für alles sein und ja, das sehe ich halt anders. Dafür gibt es ja auch es gibt ja auch Buchhandlungen, die genau so eine Zielgruppe bedienen, dann sollen die Leute halt dahin gehen.

Sarah Genau, aber das, was du gerade ansprichst, jedes Geschäft darf das entscheiden, aber das war ja ein harter Kampf gewesen, bis Geschäfte das auch: in Online-Shops frei entscheiden durften. Also bisher war es ja so gewesen, dass Sind über einen Großhändler zentral gesteuert. Also alles, was ihr dort bestellt, ihr könnt dort alles bestellen. Das wird nicht von der Buchhandlung selber ausgeliefert, sondern vom Großhändler aus dem Zentrallager. Deshalb geht das auch so schnell. Und bei ganz vielen Onlineshops war es so, selbst wenn die Buchhandlung vor Ort gesagt hat dieses Buch führe ich nicht, würde ich nicht aufnehmen, war es im Onlineshop trotzdem zu finden. Und wir hatten damals einen harten harten langen Kampf geführt Bis es endlich eine Funktion gab, wo wir sagen konnten, wir können Verlage ganz einfach aus unserem Online-Shop sperren. Bisher war es, davor war es so gewesen, du konntest einzelne Titel sperren aber du musstest jeden einzelnen Titel einzeln mit der ISBN eingeben.

Das habe ich gemacht, das war ungefähr jede Woche, da habe ich fünf Stunden am Tag nur dran gesessen und die ganzen Verlagsrechten Verlage durchgeguckt und geguckt was für neue Titel es waren. Und irgendwann hatten wir uns so lange mit dem Großhändler gestritten und hatten dann auch einen offenen Brief geschrieben und gesagt, das müsst ihr in diesem Online-Shop haben,: bis es jetzt die Möglichkeit gibt, dass du mit so einem ISBN-Brief-Fix quasi aus deinem Online-Shop auch diese rechten Verlage sperren kannst. Das heißt nicht, dass die nicht bestellbar sind oder nicht weiterhin beim Großhändler auf dem Lager liegen. Dort liegen sie weiterhin, sie werden weiterhin ausgeliefert, aber zumindest hat jede Buchhandlung jetzt die Möglichkeit, wirklich auch im Online-Shop frei zu entscheiden, was sie verkaufen möchten oder nicht. Und das war schon ein großer Teilerfolg, bedeutet aber nicht, dass sie nicht weiterhin verfügbar sind und dass sich da irgendwas an der Haltung geändert hat. Ulla: Richtig gut, danke. Ja, sehr gerne. Dara: Ja, man braucht halt wirklich diese Haltung. Wir haben ja auch über den Code of Conduct gesprochen. An deiner Arbeitsstelle und an meiner letzten Arbeitsstelle gab es einen Code of Conduct genau für solche Situationen Ob es rechts könnte, vielleicht so ein Code of Conduct irgendwie sein, dass man die Haltung irgendwie öffentlich zeigt. Können wir einen machen,

Hatice: vielleicht. Unser Appell, macht mal. Vielleicht gehen wir in den nächsten Block über, nämlich was können eigentlich die KäuferInnen tun? Also wenn man als Käuferin oder LeserInnen Ein Buch sieht, in einer Buchhandlung und vielleicht ist es irgendwie durchgerutscht und niemandem aufgefallen, vielleicht aber auch ganz klar dahingestellt, wie könnte man das sicher machen oder vielleicht, was könnte man einfach tun, außer reinzugehen vielleicht und zu sagen Hallo und zu streiten. Sarah: Aber das finde ich einen guten ersten Impuls, also wirklich mal reinzugehen und zu sagen, du, ihr habt da das und das Buch, warum habt ihr das drin? Weil zum Beispiel es gab ja auch ganz viele Bücher, wo plötzlich irgendwie der, die Autorin, Person sich irgendwie geäußert hat, sehr, sehr und ich kriege nicht immer alles mit, ich kann nicht alles gleichzeitig lesen verfolgen und habe es vielleicht nicht mitbekommen und dann hat mich eine Kundenperson darauf hingewiesen, pass auf, guck mal, hast du mitbekommen, wie es diese Person hier und dort geäußert hat?

00:35:00: Und dann konnte ich daraufhin eine Entscheidung treffen, okay, möchte ich das Buch weiterhin bestellen oder weiterhin verkaufen oder nicht. Und das fand ich immer sehr hilfreich wenn ich diese Rückmeldung bekommen habe und mal kurz gespiegelt bekommen habe und einfach mal drüber nachdenken konnte und eine Entscheidung für mich treffen möchte, okay, möchte ich das oder möchte ich das nicht. Und deshalb finde ich darauf aufmerksam machen immer sehr, sehr wichtig und fand es auch sehr gut und habe mich da auch immer dafür bedankt wie mir Menschen das zurückgespiegelt haben.

Ulla Ja, würde ich auf jeden Fall auch unterschreiben. Also dieser Dialog mit BuchhändlerInnen ist halt total viel wert. Und meine Erfahrung ist auch, dass in der Regel wird es, wenn das auch freundlich zu Partizen zu erheben ist, aufgefallen das und nicht irgendwie in so einer, weiß ich nicht, von oben herab belehrenden Art da vorgegangen wird, dass eigentlich sowas immer Menschen sich bedanken und darüber auch freuen für den Hinweis was sie damit machen, ist Was anderes, aber genau, ich glaube auch, dass da: sind wir wieder bei dem Thema, nicht jede Buchhandlung hat überhaupt so einen Zugang dazu oder so eine Haltung und weiß viele Sachen auch vielleicht dann nicht und da haben KundInnen auch eine Verantwortung. Ansonsten würde ich aber auch sagen, dass bei so Buchhandlungsgroßketten Wo ja teilweise ganze Tische gestaltet wurden in der Vergangenheit mit sehr problematischen Titeln und Verlagen, dass das dann auch vielleicht dazu führen kann, dass ich mich auch einzukaufen. Bis hin zu, was ich auch mache, dass ich bestimmte Bücher auch einfach, wenn sie auf einem Tisch liegen, ein anderes darüber lege.

Was eine ganz subtile Form des Widerstands ist. Aber auch da, also mir fällt das auch manchmal in Buchhandlungen auf, dass jemand das gemacht hat. Und ich denke immer so, yay.: Also, weil auch das ist ja so ein Zeichen. Es gibt erstmal eine Irritation auch von Menschen, die sagen, warum ist das hier versteckt worden oder so. Genau, also ich finde, das ist keine Sachbeschädigung, das tut niemandem was, aber es ist irgendwie auch eine Möglichkeit, ja, damit umzugehen. Sarah: Genau, und ich kann nur sagen, stärkt Buchhandlung wirklich, Und kauft dort, die sich engagieren, die Haltung zeigen und wenn ihr eine solche in eurer Stadt habt, wunderbar, unterstützt die, wenn ihr in einem Online-Shop und ihr könnt es auch aufteilen, also wenn ihr zum Beispiel bei irgendeiner Buchhandlung einen Online-Shop kauft und alles was Buchhandlung ist, y.buchhandlung.de und wenn ihr dort ein Konto habt, dann könnt ihr das nutzen für alle anderen Buchhandlungen, die auch .buchhandlung.de hinten dran haben.

Ihr braucht euch nur einmal einzuloggen und Und könntet quasi jeden Tag anders entscheiden, eure Buchhandlungen dort einzukaufen und euch online nach Hause schicken zu lassen. Das bringt nicht so viel, wie wenn man direkt vor: Ort einkauft, aber es unterstützt trotzdem ein bisschen die Buchhandlung die Haltung zeigen. Also wenn ihr natürlich eine tolle Buchhandlung bei euch in der Stadt habt, geht unbedingt dorthin und unterstützt die und kauft dort vor Ort und sprecht mit denen und versucht das zu einem besseren Ort zu machen oder diesen Ort zu erhalten. Aber wenn ihr das nicht habt, dann sucht euch deutschlandweit irgendeine andere Buchhandlung, die ihr unterstützen wollt und kauft dort online ein und nicht bei den Großen am besten. Ulla: Mal ganz kurz hervorheben auch Buchhandlungen, wo uns was positiv auffällt, auch da den Buchhändlerinnen und Buchhändlern das ruhig auch sagen. Ich glaube, das ist voll viel wert, weil auch da herrscht ja Verunsicherung teilweise. Dass irgendwie vielleicht dann eben auch mal negative Kommentare gibt, wie eben ist es zu vogue oder so. Und wenn die Menschen, die das wertschätzen auch sagen, ich finde das richtig gut, ich sehe, ihr zeigt Haltung und das positiv bestärkt wird, dann hilft das auch den InhaberInnen und dem ganzen Team total. Sarah: Ja, und es fühlt sich sehr, sehr gut an, wenn eine Kundenperson kommt und sagt, hey, ihr macht das toll.

Dara: Das ist voll der schöne Ansatz Ich glaube, das kann man auch... So ein bisschen trainieren mal im Alltag generell Leuten zu sagen, wenn sie irgendwie was gut machen oder man was gut findet, finde ich eine sehr gute Idee. Vielleicht Hatice: noch daran anschließend was könnte man als Käuferin oder Diskriminierung an die Verkaufsperson bemerkt? Also gibt es da irgendeine Anlaufstelle oder einfach nur dazwischen gehen? Ulla: Ich glaube, das ist nicht so buchhandlungsspezifisch deswegen überlege ich so, also ich glaube, das betrifft uns ja theoretisch in ganz verschiedenen Situationen wo es ja um plötzlich Zivilcourage geht, wo wir irgendwie was beobachten da passiert irgendwie ein übergriffiges Verhalten oder so.

Und da würde ich schon sagen, also ich hatte Situationen Zweimal in der Buchhandlung, wo ich mit einer Person: erst alleine war in der Buchhandlung, dann kam eine Person dazu, die sich sehr übergriffig auch verhalten hat und dann ist die Person, die zuerst da war, ist dann gegangen. Bei uns war es in der Regel so, dass wir auch alleine einfach im Laden waren.

So alleingelassen zu werden, wo es einfach offensichtlich war, dass ich mich super unwohl gefühlt habe mit dieser Person. Das fand ich richtig mies irgendwie, aber ich kann es jetzt auch der einzelnen Person natürlich nicht vorwerfen. Aber ich glaube, das ist sowas wo nicht einfach gehen, also dabei bleiben und auch vielleicht eingreifen zu sagen so, hey, von alles in Ordnung Offensichtlich nicht irgendwie okay ist, bis hin zu darf ich kurz unterbrechen, ich möchte Sie was fragen, einfach um so ja, die Person aus der Situation zu holen aber ich glaube, das Wichtigste ist, nicht einfach ignorieren, sondern zeigen so, hey, ich kriege das: gerade mit und ich bin irgendwie, du bist nicht alleine in der Situation, das ja. Sarah: Ja, stimme ich voll zu, es ist finde ich voll gut, voll gute Idee, also wie du sagst, Zivilcourage, die wir auch sonst im Alltag gerne erwarten, zeigen. Und was ich auch finde, wenn das online passiert, irgendwie so dagegen reden. Ja, wenn Buchhandlungen Shitstorm abbekommen, quasi ein Lovebombing, Lovebombing heißt das, Lovestorm, Lovebombing, Flowerstorm, Flowerstorm, ihr wisst was ich meine so dagegen schieben und das war bei uns zum Beispiel hat das sehr gut funktioniert, uns hatten auch mal irgendwie Rechte entdeckt und hatten bei Google-Bewertungen ganz, ganz schlechte Bewertungen, wir waren damals mal bei 3,5 Google-Bewertungen dann haben sie Rechte entdeckt und haben uns mit Schlechten Bewertungen zugeballert und ich konnte die einfach nicht alle löschen weil Google das nicht zugelassen hat, ganz, ganz tolle Menschen, die so gegen Beiträge, also gegen Kommentare, gegen Rezensionen gepostet haben.

00:42:00: Und dann waren wir am Ende von 3,5 auf 4,7. Also die Rechner haben eigentlich erreicht, dass wir später eine höhere Bewertung hatten als vorher bei Google, ein höheres Google-Ranking, weil wir so einen Flowerstorm bekommen haben von ganz vielen Leuten, die gesagt haben, ich habe noch nie eine Rezension geschrieben zu irgendeinem Ort, aber jetzt mache ich es zum ersten Mal für euch, damit es sowas dagegen steht. Und das fand ich voll sweet. Dara: Das Sarah: ist richtig Dara: sweet. Wir haben gerade auf die Uhr geguckt und es geht so schnell. Eigentlich können wir uns noch mal im Lovebombing üben, weil es nämlich total toll ist, dass ihr da seid. Und wir schätzen eure Arbeit auch einfach so sehr. Und vielleicht so als eine der letzten Fragen, bevor du dann mit seiner Solidaritäts und Utopiefrage kommst.

Einfach wir verfolgen eure Arbeit auch online und ich finde, ihr habt, In den letzten Wochen auch im Zuge der Wahl und im Zuge der ganzen Demonstrationen und im Zuge der vielen Fragen, die aufkamen, was man denn jetzt eigentlich machen kann, immer so: tolle Möglichkeiten aufgemacht. Und wir sitzen jetzt ja bei Verlage gegen Rechts und haben viel darüber gesprochen, was man machen kann. Vielleicht nochmal so ganz allgemein die Frage für Leute, die immer noch Fragezeichen haben, wie können wir uns Engagieren, so damit das jetzt auch nicht so abflacht wieder, diese Bewegung die irgendwie gerade angefangen hat. Und vielleicht auch so innerhalb des Literaturbetriebs eher, genau. Sarah: Ja, meiner Meinung nach hört wirklich den Stimmen zu oder lest die Stimmen die bisher nichts Oder selten zu Wort kommen. Lest Stimmen von migrantischen Menschen, von Menschen, die euch erzählen wie es ihnen gerade geht. Und die machen das in Romanform, in Sachbuchform, in Lyrikform, in so vielen Formen passiert es. Lest genau diese Bücher und hört ihnen mal wirklich zu. Also das ist meine literarische Empfehlung dazu. Ulla: Ja, voll, würde ich unterschreiben.

Und: zu bleiben, wenn es halt um Diskriminierung um Ungerechtigkeit geht, um Rassismus und whatever. Und sich da vielleicht auch, und das ist glaube ich so das, was ich immer sage, am Ende das ja auch nicht alleine machen zu müssen. Also wir müssen nicht alleine bei null anfangen uns irgendwie... Politisch auseinanderzusetzen, sondern wir können uns organisieren Wir können mit anderen, mit KollegInnen erstmal sprechen, mit anderen BuchhändlerInnen sprechen, innerhalb der Verlage, bei Verlage gegen rechts irgendwie einsteigen uns organisieren.

Und jetzt ist das Stichwort. Wir stellen trotzdem noch die letzte Frage. Kurz weiter. Wir bitten Sie, Ihre Besuchung zu beenden. Wir hoffen, Sie haben eine geeignete Zeit um die Besuchung zu beenden und wünschen Ihnen gute Anreize. Das taucht jetzt. Das: Hatice: Okay, schnell. Letzte Frage. Das war übrigens gerade Dara: der Gong für alle, die nicht hier sind. Die Messehallen schließen. Ja, Hatice: stimmt, ja. Was ist eure Utopie für Buchhandlung im Literaturbetrieb? Und das ist halt eine riesige Frage, aber vielleicht könnt ihr auch sagen, was so ein erster Schritt wäre, um ein bisschen mehr Solidarität für Buchhandlung zu bekommen. So eine Sache, eine kleine Sache kann das auch sein.

Ulla Ja, also ich glaube, dass in meiner Utopie irgendwann mehr Buch als Handel im Vordergrund steht, dass wir irgendwie anerkennen, dass der Buchhandel einfach nicht wie andere Branchen irgendwie so einer kompletten Marktlogik unterworfen sein sollte,: also dass es irgendwie Modelle entwickelt werden, wie trotzdem Literatur Vielfältig stattfinden kann und diese Orte die Buchhandlungen sind auch bestehen können und es eben nicht Profitlogik stattfindet weil das wird halt nicht funktionieren. Es wird nicht Buchhandlungen schließen wirklich reihenweise und die machen auch nicht irgendwann wieder auf oder so, also das ist dann auch verloren und genau und da aber sich Gedanken zu machen, wie können wir das eigentlich gestalten und unabhängiger werden von diesen Kapitalistischen Logiken. Und das würde natürlich eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung bedeuten. Das kann ja der Buchhandel nicht alleine entscheiden. Aber dass es so im Bereich Kulturförderung wie auch immer auch Buchhandlungen irgendwie vielleicht irgendwie so einen Raum bekommen. Das wäre glaube ich schon so das Ziel. Wenn es um Utopien geht, bin ich natürlich schnell bei der Kapitalismus als Ganzes Könnte auch weg.

Aber genau. Bis es: soweit ist, können wir halt zumindest versuchen, auch den Buchhandel zu stärken und dass aber auch von den Menschen im Buchhandel auch stärker noch hervorgehoben wird. Ja, das Haltungsthema habe ich ja eben angesprochen. Sarah: Ja, dem kann ich voll zustimmen. Also wirklich diese Orte um Geschichten zu erzählen erhalten und auch nicht nur die Geschichten die sich im Kapitalismus gut verkaufen, sondern auch alle anderen Geschichten, die es wert sind, gehört zu werden.

Hatice Ja, dann vielen Dank für eure guten Anmerkungen und danke ans Publikum dass sie hier waren. Und danke an alle, die später zuhören. Dankeschön.: Danke.

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